Sonntag, 23. Dezember 2007

Rube Goldbergs Honda

Da die Bezeichnung Rube-Goldberg-Maschine unter ID-Interessierten ein Begriff sein sollte, ist folgender Werbeclip nicht ganz offtopic. Der US-amerikanische Ingenieur und Cartoonist Rube Goldberg wurde berühmt durch seine gezeichneten Maschinen, die auf geradezu atemberaubend umständliche Weise eine sehr simple Funktion erfüllen. Michael Behe benutzt diese Maschinen in "Darwins Black Box" als Vergleich für bestimmte biologische Konstruktionen, wie die Blutgerinnungs-Kaskade.*

Obwohl an sich suboptimal, stellen Rube-Goldberg-Anordnungen eine besondere Herausforderung für eine postulierte unintelligente, graduelle Entstehung dar.** Da aber mittlerweile sogar für Mausefallen Evolutionsszenarien existieren, sollte ein entsprechendes Szenario für die in diesem Clip gezeigte Maschine ein Leichtes für den fantasiebegabten Evolutionsbiologen sein.

Voilà

* Wobei Behe eher auf die Feinabstimmung der Komponenten miteinander Bezug nimmt, weniger auf den Umstand, dass ein geringer Nutzen mit einem übertriebenen Aufwand erreicht wird. Letzteres spielt für ID eventuell eine Rolle als playful complexity.

** Wenn man annimt, dass Lebewesen letztendlich nur dem Zweck dienen, Duplikate von DNS-Molekülen zu verbreiten, sind sie fast alle Rube-Goldberg-Maschinen. Eine Konstruktion, die beispielsweise Theorien über das Universum austüftelt, Symphonien komponiert oder zum Mond fliegt, nur um im Endeffekt Molekül-Kopien in die Welt zu setzen, stellt wohl jeden Goldberg-Mechanismus beschämt in den Schatten.

Samstag, 15. Dezember 2007

Sexuelle Belästigung zum Wohle der Frau?

Vor knapp drei Monaten schrieb ich einen Beitrag über die jüngste Produktion des Filmemachers Fritz Poppenberg, die sich kritisch mit dem Thema Abtreibung auseinander setzt.

Das Thema 'Abbruch eines beginnenden Lebens' scheint nicht weniger emotional umstritten zu sein als Themen wie 'Beginn und Ursache des Lebens überhaupt'. Über thematische Gemeinsamkeiten und Unterschiede mag man sich streiten; warum ich noch einmal etwas dazu schreibe, ist ein Vorfall vor einer Abtreibungsklinik in Wien, beziehungsweise die entsprechende Berichterstattung darüber.

Auf der katholischen Video-Plattform gloria.tv wurden mehrere Clips (sie auch hier) veröffentlicht, die zeigen, wie Lebensschützer von engagierten Schauspielern auf zum Teil makabere Weise bedrängt werden. Einige dieser Aktivitäten kann man wohl ohne weiteres als sexuelle Belästigung sehen. Interessant ist das daraufhin in Gang gesetzte mediale Echo.

Einige Meldungen zu dem Vorfall erwähnen, dass gloria.tv in Moldawien betrieben werde, "außerhalb der EU mit ihren Persönlichkeitssschutzregeln". Das tut natürlich schon einmal sehr viel zur Sache. Der Betreiber der entsprechenden Klinik gibt zwar laut Standard zu, aus "Gründen der Gegenwehr" "immer wieder Schauspieler engagiert" zu haben, "um die Abtreibungsgegner von ihrem Tun abzuhalten." Das Video sei jedoch "offensichtlich manipuliert" (!) und stelle "einen verzweifelten Versuch religiöser Fanatiker dar, die Tatsachen auf den Kopf zu stellen". Sechs Tage später liest man: "Die Bilder, die auf der Internetseite gloria.tv veröffentlicht wurden und zeigen, wie die HLI-Demonstranten körperlich belästigt wurden, seien „bedauerliche Ausnahmen“." Ah ja...

Die ORF-Sendung "Thema" widmete sich dem Vorfall dann am 10. Dezember ebenfalls. In das Interviews eines Lebensschutz-Vertreters wird kurz und suggestiv die Großaufnahme eines Nagels in den Füßen einer Jesus-Figur geschnitten. Eine Französin, in deren Heimat "Der Versuch, eine Frau von einem Schwangerschaftsabbruch abzubringen, [...] mit bis zu 30.000 Euro Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Haft geahndet" (wienweb) wird, steht kopfschüttelnd vor Fotos von Embryos. Der Subtext dieser Berichterstattung ist mehr als klar: Selbst wenn die veröffentlichten Aufnahmen echt sein sollten (was grundsätzlich bezweifelt wird, Moldawien und so) ... selbst schuld! Wer versucht, Frauen von ihrem Recht auf Schwangerschaftsabbruch abzubringen, dem geschieht sexuelle Nötigung ganz recht. Die engagierten Schauspieler sind zwar nicht ganz billig, aber für den Klinikbetreiber fest steht: "Mit jedem Schwangerschaftsabbruch rette ich das Leben einer Frau."

Man kann sich fragen, was in einer Gesellschaft schief läuft, die glaubt, Frauen das Leben zu retten, indem sie deren Schwangerschaft beendet. (Das Wort Abtreibung wird hier meist bewusst vermieden, Schwangerschaft klingt eher wie ein körperlicher Zustand, den man abstellen kann) Ob man den Aktionen der Lebensschützer positiv gegenüber eingestellt ist oder nicht, erschreckend ist hier der Gleichklang der Medien. Niemand hinterfragt ernsthaft, ob Frauen wirklich umfassend über das Thema aufgeklärt und beraten wurden, was allein schon bei der großen Zahl von Teenagerschwangerschaften eine interessante Frage wäre. Und niemand scheint genau wissen zu wollen, ob ein Gynäkologe Schauspieler engagiert, um Frauen und Männer sexuell zu nötigen. Die wenigsten Seiten verlinken überhaupt zu dem entsprechenden Filmmaterial. Ähnlich wie bei ID (da zum Glück noch nicht in dieser Form) scheint bei vielen Toleranz und Mitgefühl dort zu enden, wo andere "religiös motiviert" sind.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Kleine Rätselfrage:


Was verschwindet, wenn man es (evolutionär) erklärt?




Wer noch etwas darüber nachdenken möchte, sollte ab hier erstmal nicht weiterlesen. ;)






Die Antwort ist: Altruismus. Selbstloser Einsatz für andere, sogar völlig fremde, auch unter Gefahr für das eigene Leben. Ein Wort, das das sehr treffend bezeichnet, ist das griechische Wort Agape, das in den christlichen Schriften der Bibel vorkommt und als uneigennützige, schenkende Liebe übersetzt werden kann.

Schon Darwin hatte seine Probleme mit dem Altruismus. Seiner Vorstellung nach erklärt er sich im Tierreich vor allem durch Blutsverwandtschaft. Arbeitsbienen zum Beispiel, die sich für ihren Bienenstock opfern, schützen ihre Blutsverwandten und verhelfen damit indirekt Kopien der eigenen Gene zur Fortpflanzung. William D. Hamilton, den viele als Darwin des 20. Jahrhunderts bezeichnen, widmete sich dem Problem Altruismus und berechnete mit Formeln dessen Wahrscheinlichkeit und Nützlichkeit.

Altruismus unter Tieren mag in dem Sinne vielleicht noch erklärbar sein, der Wert menschlichen Altruismus' definiert sich jedoch gerade über Begriffe wie Freiwilligkeit. Hätte man einen Film über Oskar Schindler gedreht, wenn er nur aufgrund eines biologischen Imperativs so gehandelt hätte, wie er gehandelt hat, der sich für irgendwelche Gene als nützlich erwiesen hat? Bedingungslose, uneigennützige Liebe wäre eben nicht mehr bedingslos und uneigennützig, wenn sie irgendwo versteckt doch an irgendwelche Bedingungen und einen, wenn auch indirekten Eigennutz geknüpft wäre. Ein Erklären im Sinne darwinscher Modelle kommt hier einem Wegerklären, einem Zerstören gleich.

Aus rein wissenschaftlicher Sicht mögen solche ethischen Erwägungen irrelevant sein, trotzdem ergibt sich bei dieser Betrachtung letztlich das Bild einer Theorie, die ein Problem mit Selbstlosigkeit und Güte hat und sie aus ihrem Weltbild entfernen möchte. Und die jedem, der glaubt, selbstlos zu handeln, potentiell
unterstellt, letztendlich doch nur eigennützig zu sein. Das ist einer dieser Gründe, warum ich Wissenschaftler nicht verstehe, die nicht das geringste Problem zwischen Evolutionstheorie und christlichem Glauben sehen.*


** Francis Collins hält zwar beispielsweise Altruismus nicht für darwinistisch erklärbar, was aber letztlich auch daraus hinaufläuft, dass man der Darwinschen Theorie die Erklärungsmacht abspricht, die sie für sich einfordert. Bis zu welchem Grad man das macht, wenn man es eh schon macht, scheint wohl eine Frage der persönlichen Konsequenz zu sein.

Mittwoch, 21. November 2007

Die guten Seiten von schlechtem Wetter

"Wenn es einen lieben Gott gibt, warum gibt es dann schlechtes Wetter?", fragte mich ein Arbeitskollege mal. Daran muss ich im Herbst und Winter häufiger denken. Schlechtes Wetter ist zwar ein sehr relativer Begriff, verkürzte Tageslichtzeiten, Wind, Wolken, Regen und Kälte fallen aber für die meisten Menschen schon unter die Bezeichnung "schlecht". Durch die Lichtarmut im Herbst und Winter wird weniger Serotonin ausgeschüttet, bzw. weniger schläfrig machendes Melatonin abgebaut. Die Folge sind oft Herbst- und Winterdepressionen.

Um eine Herbstdepression zu lindern, wird von Psychologen unter anderem empfohlen, sich mit warmen Farben zu umgeben. Wie z.B. auf dieser Seite:
Umgeben Sie sich mit belebenden Farben, die das Sonnenlicht nachahmen wie Orange-, Gelb- und Rottöne. Bunte Kissenbezüge, eine rote Tischdecke oder ein Bild mit fröhlichen Farben wirkt schon Wunder. Ein Blumenstrauß oder ein buntes Kleid/Hemd helfen auch die Stimmung zu verbessern. Das sind Streicheleinheiten für die Seele.
Orange-, Gelb- und Rottöne kommen allerdings gerade im Herbst auch in der Natur verstärkt vor, zumindest in unseren Breiten. Buntes Laub bietet dem Auge einen angenehmen Gegenpol zum grauen Wetter und legt sich wie ein Teppich auf die Wege. (In Städten meist zum Leidwesen der Straßenreinigung)

Warum die Bäume ihre Blätter noch färben, kurz bevor sie sie eh entsorgen, ist aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht völlig geklärt. Einige Farbtöne scheinen einfach dadurch zu entstehen, dass der Baum Stoffe wie Chlorophyl aus den Blättern zurückzieht, in denen dann andere Pigmente sichtbar werden. Vor allem aber die durch Anthocyane hervorgerufene Rotfärbung einiger Blätter gibt noch Rätsel auf. 2001 fand sogar ein Symposium zum Thema "Why Leaves turn red" statt. Im Lexikon des Unwissens wird dem Thema Herbstlaub dann auch mehrere Seiten gewidmet, und verschiedene Theorien werden vorgestellt. Darunter die des Evolutionsbiologen William Hamilton, nach der die rote Farbe Schädlinge wie z.B. Blattläuse warnen soll.

Ob die Färbung der Blätter auch die Funktion hat, in einer ungemütlichen Jahreszeit ein kleines optisches Trostpflaster für das menschliche Auge zu bieten, dürfte für Biologen jedoch keine ernsthafte Frage sein.*

Ein ähnlicher Gedanke drängt sich auf, wenn man bedenkt, dass Schnee in der dunkelsten Jahreszeit wie ein perfekter Reflektor funktioniert, der das wenige Sonnenlicht vollständig zurückwirft. Praktisch eine naturgegebene Lichttherapie. (In dem Zusammenhang wäre vielleicht interessant, ob Winterdepressionen in größtenteils schneelosen Wintern häufiger sind)

* Es sei denn vielleicht, man entwirft auch dazu eine gute Geschichte, z.B. dass fröhlichere Menschen weniger Bäume fällen, und die bunten Bäume so eher überlebt haben, oder soetwas.

Samstag, 3. November 2007

Gone with the evidence

Auf ToTheSource findet sich ein Interview mit Philosoph Antony Flew. Flew war lange Zeit hinweg einer der führenden Denker des Atheismus, bekennt sich mittlerweile jedoch zum Theismus, oder genauer gesagt, zum Deismus. Hauptgrund dafür ist laut Flew das Design-Argument: “It now seems to me that the findings of more than fifty years of DNA research have provided materials for a new and enormously powerful argument to design”.

Flew ist praktisch der lebende Gegenbeweis dafür, dass 'arguments to design' nur die überzeugen, die eh schon an einen Gott glauben. Und man kann ihm für sein "following the evidence whereever it leads" eigentlich nur Respekt bekunden. Damit wäre er eigentlich auch jemand, den Richard Dawkins als Gegenbeispiel für gläubige Menschen nennen könnte, die ja laut Dawkins immun gegen 'the evidence' sind. Mit den Offenbarungsreligionen kann sich Flew jedoch nach wie vor nicht identifizieren. Laut einem Interview mit Lee Strobel hat Flew das größte Problem mit der Vorstellung einer Hölle.


In einem neu erschienenem Buch mit dem Titel There is a God beschreibt Flew den Weg zu seiner Überzeugung. Zudem ist er in der DVD-Dokumentation Has Science Discovered God? zu sehen.

Donnerstag, 1. November 2007

"Zurück in die Zukunft" - Ein kreationistisches Machwerk?

Haben wir einen freien Willen? Wenn man voraussetzt, dass der Mensch in einem Universum mit ausschließlich physischen Wirkprinzipien entstanden ist, muss man das Konzept eines freien Willens - so wie wir ihn empfinden - verneinen. Zumindest wenn man einigermaßen logisch konsequent ist. All unser Handeln wäre damit Teil einer physikalisch determinierten Ereigniskette, wäre "ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen", wie es Einstein formulierte.

Könnten wir innerhalb unserer Körper in der Zeit zurückgehen - eine Zeitreise, wie sie beispielsweise im Film "The Butterfly Effect" zu sehen ist - dürften wir in dieser Vergangenheit nichts verändern können. Ebenso wenig, wie eben ein Planet an einem früheren Punkt seiner Bahn irgendetwas an seiner Bahn oder Geschwindigkeit verändern könnte. So eine Zeitreise würde uns dann das Gefühl vermitteln, im eigenen Körper ohnmächtig gefangen zu sein, denn der Körper folgt ja den Gedanken und Hirntätigkeiten aus dem ursprünglichen Zeitablauf. Mal abgesehen davon, dass dieses Gedankenspiel bereits ein materiell unabhängiges Bewusstsein voraussetzt und damit eigentlich von vornherein keinen Sinn macht, ist ein Film wie "The Butterfly Effect" so gesehen praktisch ein Plädoyer für den freien Willen des Menschen. (Was angesichts der eigentlich Filmhandlung fast paradox erscheint)

Aber wie steht es mit Filmen wie "Zurück in die Zukunft" oder "Terminator 2 - Judgement Day", in denen physisch in die Vergangenheit gereist und diese verändert wird? Hier könnte man sich auch fragen, warum ein Mensch, der in all seinem Tun hoffnungslos durch die Naturgesetze kausal gebunden ist, eben aus dieser Einbahnstraße der Kausalität
ausbrechen können sollte. Wenn man das Handeln des Zeitreisens
wie alles andere Handeln als Teil des kausalen physischen Naturgeschehen ansieht, stellt sich die Frage, warum dieses Naturgeschehen etwas hervorbringen sollte, was eben dieses Naturgeschehen verändert.

Filme, die einerseits Zeitreisen in die Vergangenheit als möglich darstellen, andererseits aber postulieren, dass nichts im Zeitablauf geändert werden kann, stehen dann auch vor dem großen dramaturgischen Problem, das mit einem subjektiv freien Willen in Einklang zu bringen. Was sollte den Protagonisten hindern, seinen jugendlichen Großvater zu erschießen? Eine entsprechende Szene gibt es in "12 Monkeys". Madeleine Stowe spricht da etwas auf einen Anrufbeantworter, den Bruce Willis in der Zukunft abhört. Er weiß also, was sie sagt, bevor sie es sagt. Im Film ist es so gelöst, dass Stowe anruft, während Willis gerade abwesend ist. Doch was wäre, wenn er ihr gesagt hätte, was sie auf den Anrufbeantworter spricht? Würden sie irgendwelche Umstände dazu bringen, es trotzdem zu sagen, so dass es sich immer noch wie freier Wille anfühlt, oder würde sie wie ein Roboter handeln und das tun, was sie laut kausal determinierten Zeitablauf eben tun muss?

Die meisten Zeitreisegeschichten basieren so gesehen auf einem real vorhandenem freien Willen, der letztlich nur durch ein metaphysisches oder religiöses Bezugssystem begründbar ist.

Freitag, 19. Oktober 2007

Schutz für Björn und Sören

Vor zwei Wochen verabschiedete der Europarat eine Resolution zu Gefahren des Kreationismus für die Bildung. Erste Auswirkungen scheinen sich nun abzuzeichnen. Laut der schwedischen Website The Local will der Bildungsminister von Schweden, Jan Björklund, alternative Erklärungsmodelle zur Evolution in Form kreationistischer Vorstellungen oder Intelligent Design selbst für private christliche Schulen verbieten lassen. Schüler müssen vor jeglicher Form von Fundamentalismus geschützt werden, so Björklund.

Im Zuge dessen soll die Zahl der Inspektionen von sowohl staatlichen als auch unabhängigen Schulen verdoppelt werden. Zudem sollen anonyme Schenkungen für Schulen verboten werden. Harte Zeiten also für schwedische Kreationisten, die - wie alle Kreationisten - versessen darauf sind, ihre potentiell menschenrechtsgefährdenden Ideen in Lehrplänen
zu installieren.

Schade eigentlich, Intelligent Design an schwedischen Schulen wünscht sich wohl jeder, der schon einmal mit Akkuschrauber in der einen und Bedienungsanleitung in der anderen Hand gegen diverse IKEA-Möbel gekämpft hat. (Ok, ich gebs zu, der war flach...)

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Das Dawkins-Mem

Da zappt man sich nichtsahnend durch Sendungen zur Frankfurter Buchmesse und wen sieht man auf allen Kanälen? Richie Der Gotteswahn Dawkins, von Aspekte bis Kulturzeit.

Hintergrund war die Verleihung des Deschner-Preises der Giordano-Bruno-Stiftung an Dawkins, was teilweise einher ging mit Berichten zu Büchern wie "Wo bitte geht's zu Gott?, fragte das kleine Ferkel".*


Wer Dawkins kennt, kommt vielleicht auf die Idee, dass es sich hier um angewandte Memetik handelt. Die "Wirte" tragen zur Verbreitung der Meme - hier Dawkins Argumente und Ansichten - bei, obwohl sie den Memen an sich vielleicht kritisch gegenüber stehen. (Wie es beispielsweise der Schlußsatz des 3sat-Artikels suggeriert: "Muss es nicht in einer aufgeklärten Gesellschaft auch Platz für den Glauben geben? Und sei es für den Glauben an Unsinn?")

* Vertreter von ID oder Kreationismus werden bereits für das Verfassen von Lehrbüchern für die Oberstufe als Gefahr eingestuft. Hier handelt es sich um ein Kinderbuch.

Freitag, 5. Oktober 2007

50 Jahre Raumfahrt...

...und immer noch keinen Gott gesichtet

Von Juri Gagarin, dem ersten Menschen im Weltraum (außerhalb der Erde, müsste man eigentlich der Genauigkeit halber hinzufügen) ist eigentlich nur ein mehr oder weniger berühmtes Zitat überliefert: "Ich war im Himmel und habe mich genau umgesehen. Es gab keine Spur von Gott."

Klingt eigentlich eher nach etwas, was von der Partei in den Mund gelegt wurde. Vor allem auch, weil sich die Aussprüche späterer Kosmo- und Astronauten meist etwas beeindruckter und emotionaler lesen. Die Astronauten Borman, Lovell (später an Bord von Apollo 13 und noch später von Tom Hanks im gleichnamigen Film verkörpert) und Anders, die im Dezember 1968 als erste Menschen den Mond umrundeten, änderten ihre Weihnachtsansprache aus dem All sogar spontan vom Matthäus-Evangelium zu Genesis 1.

Umso erstaunter war ich, als ich im SPIEGEL* las, dass der Präsident der atheistischen Freidenker Amerikas, Joseph Lewis, sich bereits anlässlich von Sputnik zu einer ähnlich Äußerung hinreißen ließ: "Der Satellit hat im Himmel keinen Gott entdeckt." (*in einem ansonsten sehr lesenswerten Artikel) Zumindest in diesem infantilen Verständnis von Atheismus lagen Russen und Amerikaner also schon gleichauf...

Dienstag, 25. September 2007

Zu Besuch im Tierpark


"Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt."

(Rilke, 1904)

Dienstag, 18. September 2007

Der Wert eines zufälligen Lebens

Fritz Poppenberg, der Berliner Filmemacher, der sich mit evolutionskritischen Filmen wie „Gott würfelt nicht“ angeblich eine goldene Nase verdient, widmet sich in seinem neusten Film dem Thema Abtreibung.* In „Maria und ihre Kinder“ geht es um eine sogenannte Gehsteigberaterin, die versucht, Frauen vom Gang in die Abtreibungsklinik abzuhalten und auf diese Weise schon mehrere hundert Kinder vor dem Tod bewahren konnte.

Die legale Tötung der eigenen Leibesfrucht ist eines der „Menschenrechte“, die – wie Vertreter eines evolutionären Humanismus gern betonen – gegen den Widerstand der Kirchen erkämpft wurde. Oft mit Ausnahmesituationen wie Lebensgefahr für die Mutter oder Vergewaltigung begründet, sterben in der Praxis ungezählte Kinder aus rein wirtschaftlichen Erwägungen. Heute geht die Kritik an der alltäglichen Abtreibungspraktik vor allen von katholischen Kreisen aus. In der Kontroverse um Abtreibung spiegeln sich Ansichten über Leben an sich wider – wann beginnt Leben, ab wann hat es einen Wert, hat es überhaupt einen grundsätzlichen, einfach gegebenen Wert, der sich nicht gegen andere Leben aufrechnen lässt, etc.

Die Fronten erscheinen so, dass Kritik an Abtreibung vor allen von Gläubigen ausgeht, während „aufgeklärte“ Geister sie als Frauenrecht oder zumindest notwendiges Übel sehen.

Doch – dumm gefragt – muss man wirklich ein gläubiger Mensch oder gar Christ sein, um die staatlich subventionierte und massenhaft betriebene Entsorgung von „Schwangerschaftsgewebe“ abzulehnen? Als jemand, der selbst eine zeitlang Agnostiker war, bezweifle ich das.

Eine Ablehnung von Abtreibungen lässt sich auch ohne religiösen Bezugnahmen begründen. Richard Dawkins, einer der Wortführer der 'neuen Atheisten', sagt in der von ihm produzierten, zweiteiligen Dokumentation „The Root of all Evil?“ gegen Ende:

„We are going to die, and that makes us the lucky ones. Most people are never going to die, because they are never going to be born. The number of people who could be here in my place outnumbers the sand grains of Sahara. If you think about all the different ways our genes could be permuted, you and I are quite grotesquely lucky to be here: the number of events that had to happen in order for you to exist, in order for me to exist. We are privileged to be alive and we should make the most of our time on this world.“**

Praktisch also ein Plädoyer für das Leben, und eine Begründung seines Wertes aus der absolut einmaligen und unwiederholbaren Verkettung der Umstände seiner Entstehung. Die zahllosen „ways our genes could be permuted“ sind aber mit dem Vorgang der Befruchtung der Eizelle besiegelt; ab diesen Moment hat das neubegonnene Leben seinen einmaligen Wert, ist „privileged to be alive“.

Es könnten also rein theoretisch genauso gut Atheisten vom Schlage eines Richard Dawkins sein, die sich aus reinem Idealismus Tag für Tag vor Abtreibungskliniken stellen und Müttern und Vätern die Hilfe anbieten, die sie benötigen, um ihren Kindern das Privileg des Lebens zu gönnen.*** Sind es aber nicht. Welche Hoffnung besteht eigentlich angesichts dessen, dass ein „evolutionärer Humanismus“ sich nicht nur an den pragmatischen Bedürfnissen einer meinungsfähigen Mehrheit orientiert?


Uraufführung von „Maria und ihre Kinder“ am 22. September um 19 Uhr in der Urania Berlin. Näheres unter www.dreilindenfilm.de . (Trailer zum Film auf TooCrazyFilms)


* Vermutlich wurden Poppenberg die enormen Einnahmen aus seinen evolutionskritischen Filmen mittlerweile schon selbst unheimlich, dass er sich jetzt einem anderen Thema zuwendet. Oder die Geldspeicher sind so voll, dass kein Kopfsprung in die Münzen mehr möglich ist. (Im Ernst: Wäre Kreationismus ein so florierendes Business wie Abtreibung, könnten sich Kutschera und Co. warm anziehen.)

** "The Root of all Evil? - Teil 1" auf Google Video
"The Root of all Evil? - Teil 2" auf Google Video

*** Praktisch alle Frauen, die sich durch eine derartige Gehsteigberatung für ihr Kind entschieden haben, sind dankbar und glücklich über diese Entscheidung. Das wirft ein interessantes Licht auf den so oft beschworenen Rechtekonflikt Frau versus Kind.

Samstag, 25. August 2007

ID-Werbung in Berlin

In Berlin (sowie in Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart) hängen derzeit Plakate einer Zigarettenmarke (die ich aus Jugendschutzgründen, falls hier Kinder und Jugendliche mitlesen (bzw. falls hier überhaupt wer mitliest) mal entfernt habe), die mit dem Slogan "Perfektion braucht keine Extras" werben. Was hat das mit ID und dem ganzen Rest zu tun? Nun, im Lichte sogenannter Dysteleologie-Argumente ist es doch ganz interessant, wie selbstverständlich gewisse Features der Natur mit dem Begriff Perfektion assoziiert werden. (In diesem Zusammenhang könnte man sich vielleicht auch mal fragen, wieso sich die gängigsten Dysteleologie-Argumente auf Menschen beziehen, wie beispielsweise Wirbelsäulenprobleme aufgrund der postulierten Umstellung von vier auf zwei Beine oder die Überkreuzung von Luft- und Speiseröhre, etc.)




Sonntag, 29. Juli 2007

Im Land der Blinden

Im Land der Blinden ist der Einäugige König. Sagt man. Klingt auch logisch. Der Schriftsteller, Visionär und Historiker H.G. Wells hat 1904 dieses Sprichwort zum Ausgangspunkt einer faszinierenden Kurzgeschichte gemacht.

"The Country of the Blind" erzählt von einem Bergsteiger, der durch einen Unfall in den Ecuadorischen Anden in ein, vom Rest der Welt isoliertes Dorf gelangt, dessen Bewohner seit der 14. Generation blind sind. Wells verkehrt mit der Geschichte die Aussage der eingangs erwähnten Redensart ins Gegenteil. Der Sehende wird nicht zum König, denn er redet für die Dorfbewohner nur wirres Zeug (Vokabular für sichtbare Dinge ist logischerweise verschwunden), er stolpert in ihren dunklen Häusern, und durch die verbesserten restlichen Sinne der Blinden bringen seine funktionierenden Augen keinen Vorteil. Im Gegenteil, er wird zum bemitleidenswerten Sonderling, und am Ende verlangt man von ihm sogar, seine Abnormalität heilen, d.h. seine Augen entfernen zu lassen, um von der Gemeinschaft akzeptiert zu werden.*

An diese Geschichte musste ich kürzlich in einer Diskussion um methodischen Naturalismus (MN) und Intelligent Design denken. ID-Vertreter argumentieren, dass ein dogmatisch angewendeter MN nur naturalistische Ursachen erlaube, unabhängig davon, ob es diese auch immer gibt. In diesem Sinne ist man zwar nicht blind, schränkt aber das, was man sehen kann, von vornherein ein - weil es in der wissenschaftlichen Gemeinde so üblich sei und bisher auch erfolgreich praktiziert wurde. ID-Vertretern wird vorgeworfen: "Ihr schließt einen übernatürlichen Designer nicht aus, genau das macht man aber in der scientific community." Eine freiwillige Beschränkung der Sicht würde also auch hier zur Akzeptanz der Gemeinschaft führen.**

* Die Geschichte hat gewisse Parallelen mit Platons berühmten Höhlengleichnis.
** Wenn man´s glaubt. ;)

Freitag, 27. Juli 2007

Size Doesn´t Matter

Was denkt ein IDler, wenn er in der U-Bahn sitzt und über die Werbebildschirme eine Meldung über einen französischen Beamten liest, der sein Leben mit einem Mini-Gehirn von ungefähr 10 % der normalen Gehirnmasse meistert? Vielleicht sieht er sich einige seiner Mit-Passagiere an und bringt ihnen von nun an etwas mehr Verständnis entgegen. Vielleicht sieht er einige seiner Erlebnisse mit Beamten von nun an in einem neuen Licht. Vielleicht hält er die Meldung auch nur für einen witzigen PR-Gag für den neuen Simpsons-Kinofilm.

Okay, die Meldung provoziert geradezu ironische Kommentare. Doch der IDler (der sich als Mitglied einer als gefährlich angesehenen Randgruppe potentiell selbst als Opfer solcher Kommentare einstuft) denkt vorrangig an den oft zitierten Spruch, dass wir nur zehn Prozent unseres Gehirns nutzen. Den formulierte Einstein jedoch eher als Witz , denn als wissenschaftlich verwertbares Statement („Die meisten Menschen nutzen nur fünf bis sechs Prozent ihrer Gehirnkapazität. Ich nutze sieben Prozent!") Meldungen über Menschen, die mit einem nur teilweise vorhandenem oder stark verkleinerten Gehirn ein normales Leben führen, waren bisher umstritten (siehe hier).

Mit dieser Meldung kann man sich nun erneut die Frage stellen, warum unser Gehirn so groß ist, wenn 10 % davon bereits einen, unter evolutionären Bedingungen völlig ausreichenden Überlebensvorteil darstellen (Vor allem unter Aspekten wie dem Energieverbrauch und dem Geburtsvorgang).

Donnerstag, 19. Juli 2007

Neue Flugtheorie bedroht Leben von Piloten und Fluggästen!

Seit der Pionierleistung des ersten erfolgreichen, andauernden und gesteuerten Motorflugs durch die Gebrüder Wright dürfte eigentlich kein Zweifel mehr an modernen Theorien über die Aerodynamik von Flügeln bestehen - warum ihre spezielle Form Auftrieb erzeugt und sie Apparate, die schwerer als Luft sind, fliegen lässt.

Doch der angebliche Aeronautik-Experte David Anderson erhebt über hundert Jahre nach Lilienthal Einspruch. Seiner Meinung nach entstehe Auftrieb nicht dadurch, dass durch die Wölbung an der Unterseite des Flügels die Luft dort schneller fließe, und durch den größeren Druck unterhalb des Flügels die Maschine nach oben gedrückt wird. Er beruft sich stattdessen auf den sogenannten Coanda-Effekt. Seine scheinbar revolutionären Thesen hat Anderson denn auch in einem - auf den ersten Blick ansprechend und professionell wirkenden - Buch verpackt: Understanding Flight ...

Man muss schon ein Experte sein, um die von Anderson genannten Fakten verstehen und differenzieren zu können. Die große Masse wird jedoch weiterhin in Flugzeuge steigen, ungeachtet der Gefahr, die von Andersons Theorien - die Aerodynamik von Flügeln betreffend - ausgehen!

A physical description of lift

Dienstag, 17. Juli 2007

X-Men in Tschernobyl

Mutation: it is the key to our evolution. It has enabled us to evolve from a single-celled organism into the dominant species on the planet. This process is slow, and normally taking thousands and thousands of years. But every few hundred millennia, evolution leaps forward.
Mit diesen bedeutungsschwangeren Worten beginnt das 2000er Action-Comic-Spektakel „X-Men“. Die von Patrick Stewart vorgetragene Einleitung könnte aber gleichzeitig als das Credo für das gelten, was Comics-Fans als die Silberne Ära bezeichnen. Nachdem die Goldene Ära von Superman, Batman und Captain America mit dem Zweiten Weltkrieg zuende ging, erlebten die bunt kostümierten Recken vor allem dank des Autoren Stan Lee in den Sechzigern eine Wiederauferstehung.

Während die X-Men ihre Fähigkeiten – ähnlich wie Superman – der ganz normalen Evolution verdanken (die auf Krypton eben weiter fortgeschritten war als auf der Erde*), gehen die Kräfte fast aller Helden der Silbernen Ära auf Mutationen zurück, die durch unfreiwilligem Kontakt mit radioaktiver Strahlung ausgelöst wurden. Die bunten Heftchen illustrieren damit den Zeitgeist der Sechziger; einen durch Raumfahrt, Atomenergie und Evolutionsforschung (Miller und Urey erhellten mit ihren Geistes- und Entladungsblitzen gerade die Klassenzimmer) oft ins Phantastische übersteigerten Wissenschafts-Wunderglauben.

Selbstverständlich gingen diese, eher notdürftig an wissenschaftliche Erklärungen angepassten modernen Volksmärchen selbst an der damaligen wissenschaftlichen Realität meilenweit vorbei. Ein bereits im Eingangstext verstecktes Paradoxon ist beispielsweise, dass es entgegen dem landläufigen Verständnis von Evolution als über Äonen hinweg wirkendem Mechanismus eher saltationistische Punkt-Mutationen sind, die den Protagonisten zu ihren Fähigkeiten verhelfen. (Insofern sind Kreaturen wie der Hulk wohl eher 'hopeful monsters', ähnlich wie das menschenfressende Monster im Horrorfilm „Das Relikt“) Nichtsdestotrotz ist es aus heutiger Sicht sehr interessant, wie etwas so erwiesenermaßen unangenehmes und tödliches wie starke radioaktive Strahlung mit einer Aura des Wundersamen und sogar Heilsbringendem versehen wurde.** Das ist in etwa so, wie wenn heute auf jeder zehnten Zigarettenschachtel ein Aufdruck kleben würde, der darauf hinweist, dass exzessiver Nikotin- und Teer-Genuss in sehr seltenen Fällen auch wundervoll positiv auf die Gesundheit wirken kann.***

* Ursprünglich konnte Supi einfach nur meilenweit springen. Für Verfilmungen wurde das jedoch gegen ein Fliegen ausgetauscht, was zwar besser aussieht, evolutionstechnisch jedoch weniger Sinn ergibt.

** 1) Interessant sind in dem Punkt moderne Verfilmungen dieser Comics. Im 2002er Spider-Man beispielsweise ist die Spinne, deren Biss Parker verwandelt, nicht mehr durch Strahlung mutiert, sondern gezielt genmanipuliert. Praktisch wurde also Zufall als Erklärung gegen eine Art intelligent design ausgetauscht.

2) Tschernobyl ernüchterte zwar erst die Achtziger, im russischen „Chemiekombinat“ Majak ereignete sich jedoch bereits 1957 eine nukleare Havarie, die zwar nicht zuletzt dank sowjetischer Nachrichtenpolitik weniger bekannt ist, trotzdem jedoch weit mehr Schaden an Mensch und Umwelt anrichtete.

*** Da Krebs als Mutation von Genen gesehen wird, die für das Wachstum von Zellen verantwortlich sind, wäre ein solcher Hinweis auf Zigarettenschachteln selbst nach heutigem Verständnis nicht völlig abwegig.

Sonntag, 8. Juli 2007

Al-Gore-Rythmen

Rocken gegen den Klimawandel - Unter dem Motto standen gestern weltweit sogenannte Live-Earth-Konzerte. Der Erlös des 'Mega-Events' geht an Al Gores Organisation "Alliance for Climate Protection". Die Frage, wie genau die Veranstaltung dem Planeten nun nützen soll, kann also nur Gore allein beantworten. Für alle anderen ging es scheinbar vor allem darum, dabei zu sein und etwas für eine gute Sache zu tun. Irgendwie halt. Nur wenige Künstler, darunter Madonna, gingen offenbar überhaupt auf das Thema Klimawandel ein.

Die wissenschaftlichen Fakten hinter Schlagworten wie Klimakatastrophe oder Global Warming scheinen nichtsdestotrotz wesentlich weniger eindeutig und common sense in der Wissenschaft zu sein, als es durch solche Aktionen suggeriert wird. Egal, wie man persönlich zu den Fakten steht, als IDler kommt einem das doch bekannt vor.*

Deshalb mein Vorschlag an Dawkins, Miller und Co.: Wie wärs mit Live Evo - Rocken gegen den Kreationismus? Künstler müssten ja zu finden sein, Pearl Jam könnten "Do the Evolution!" spielen, oder T-Rex "Children of the Evolution" (natürlich mit neuem Sänger). Der Vorteil: Image-Gewinn für die Sache ohne auch nur irgendein wissenschaftliches Argument nennen zu müssen.

* Ich bin allerdings klar gegen eine Vermischung von Themen wie Klimawandel mit Intelligent Design, nach dem Motto: Die Mainstream-Wissenschaft kann nur irren. Leider scheint das auf Uncommon Descent der Fall zu sein, vor allem durch Posts von DaveScot. Ich bin übrigens noch dabei, mir eine Meinung zu diesem Thema zu bilden. Das heißt, gegebenenfalls werde ich noch des öfteren darauf zurückkommen. Also, stay tuned... :)

Sonntag, 1. Juli 2007

2084

Letzte Woche geisterte er kurz durch das Internet wie eine schattenhafte Zukunftsvision - Ein Bericht, über den der Europarat am Dienstag dieser Woche debattieren sollte, mit dem Titel "Die Gefahren des Kreationismus für die Bildung" (The dangers of creationism in education).

Der Bericht von Guy Lengagne, Vorsitzender des Europarats-Ausschusses für Kultur, Wissenschaft und Bildung, wurde vom Europarat jedoch als zu einseitig zurückgewiesen. Wenn man den Resolutions-Entwurf liest, ist diese Reaktion nur allzu verständlich. Wie so oft wird das Wohl unserer Kinder vorgeschoben, um eine bestimmte Weltanschauung als Gefahr für die Zivilisation zu brandmarken und den drohenden Untergang des Abendlandes heraufzubeschwören. Laut Lengagne könnte "creationism [...] become a threat to human rights". Da stellt sich die Frage: Ist jemand, für den Kreationismus* eine potentielle Bedrohung der Menschenrechte darstellt, auf längere Sicht damit zufrieden, wenn der Kreationismus per Gesetz aus dem Biologie-Unterricht verbannt wird? Oder sieht er darin nur die Bekämpfung der für ihn bedrohlichsten Auswirkung, sozusagen als ersten und wichtigsten Schritt?
(*An eine Forderung zur Differenzierung zwischen Kreationismus und ID sollte man bei solchen Kampfschriften wohl erst gar nicht denken.)

'Solange die Kreationisten und "IDioten" keine bildungspolitischen Ziele verfolgen, ist alles in Ordnung'... Ich denke, von diesem oft suggerierten Grundgedanken kann man sich getrost verabschieden, wenn man Lengagnes Pamphlet zwischen den Zeilen liest. Lengagne selbst war "schockiert" und "entsetzt" und kommentierte die Entscheidung, seinen Bericht an den Ausschuß zurückzuverweisen mit den Worten: "Für mich ist das ein Manöver jener Menschen, die mit allen Mitteln die Evolutionstheorie bekämpfen und ihre kreationistischen Ideen durchsetzen wollen. Wir erleben hier, wie die Weichen für eine Rückkehr ins Mittelalter gestellt werden, und zu viele Mitglieder dieser Menschenrechts-Versammlung bemerken es nicht." (Auf die Idee, dass sein Bericht vielleicht tatsächlich etwas unreflektiert und pathetisch geworden ist, kommt Monsieur Lengagne natürlich nicht.)

In der europäischen, speziell der deutschen Realität stellen ID und der Kreationismus weniger eine Bedrohung staatlich garantierter Grundrechte dar, sondern vielmehr eine Herausforderung derselben. Wie öffentlich und rechtlich sind beispielsweise unsere Medien, wenn ein vom SFB (heute RBB) produzierter evolutionskritischer Dokumentarfilm nach einmaliger Ausstrahlung im Giftkeller verschwindet, trotz positiver Publikumsreaktionen? (Hat die Bibel doch recht?) Ein weiteres Beispiel wäre das durch die deutschen Brights erwirkte Redeverbot für Reinhardt Junker an einer deutschen Universität (siehe hier). Was hier eher aus Amerika "herüberschwappt" ist wohl ein rigoroser Umgang mit Kritikern der Evolutionstheorie, ein Aufweichen demokratischer Grundrechte durch die gezielte Inszenierung einer Bedrohung derselben.**

Der Journalist Paul Belien zieht im "Brussels Journal" Parallelen zwischen dem Vorstoß des Sozialisten Lengagne und den Verurteilungen von Pro-Life-Aktivisten in Deutschland. So wurde am 14. Juni diesen Jahres der deutsche Pastor Dr. Johannes Lerle wegen Volksverhetzung zu einem Jahr Haft verurteilt, weil er die massenhafte Tötung von Ungeborenen mit dem Holocaust an den Juden verglich. Angesichts des Resolutions-Entwurfs schreibt Belien: "Soon, the German authorities will be able to use the same charge [Anklage wegen Volksverhetzung, Anm. d. Autors] against people who question Darwin’s evolution theory."

** Im deutschsprachigen Raum wirkt das Szenario eines in den Schulunterricht drängenden, als ID getarnten Kreationismus schon allein deshalb konstruiert, weil hier namhafte Vertreter des ID-Paradigmas, wie W.-E. Lönnig und M. Rammerstorfer den Zeugen Jehovas angehören, die jegliche politische Einflussnahme ablehnen.

Video einer Pressekonferenz mit Guy Lengagne

Stellungnahme von Wort und Wissen

Christliches Medienmagazin zum Thema

Dienstag, 29. Mai 2007

Der funktionale Tod

Den Vorwurf, der Darwinismus nehme sehr oft quasi-religiöse Züge an, hört man immer wieder, und das nicht nur von Evolutionskritikern. So schrieb der Wissenschaftsphilosoph Michael Ruse:

"Evolution is promoted by its practitioners as more than mere science. Evolution is promulgated as an ideology, a secular religion—a full-fledged alternative to Christianity, with meaning and morality. I am an ardent evolutionist and an ex-Christian, but I must admit that in this one complaint—and Mr [sic] Gish is but one of many to make it—the literalists are absolutely right. Evolution is a religion. This was true of evolution in the beginning, and it is true of evolution still today."1)
Der Religionssoziolge Franz-Xaver Kaufmann hat sechs Grundfunktionen von Religion herausgearbeitet: "(1) Identitätsstiftung, (2) Handlungsführung, (3) Kontingenzbewältigung, (4) Sozialintegration, (5) Kosmisierung, (6) Weltdistanzierung.“

Allerdings stellt er auch fest:

„Heute gibt es offenkundig keine Instanz und keinen zentralen Ideenkomplex, die im Stande wären, all diese sechs Funktionen in einer für die Mehrzahl der Zeitgenossen plausiblen Weise zugleich zu erfüllen. Wir müssen von der Annahme ausgehen, daß entsprechend der allgemeinen Funktionsdifferenzierung die auf die genannten Probleme gerichteten Leistungen heute von verschiedenen Instanzen erbracht werden. Vieles spricht dafür, daß diese Funktionen heute zumindest teilweise auch von Institutionen erfüllt werden, die im landläufigen Sinne nicht als religiös gelten. [...] Auf der Ebene des Vergleichs einzelner Funktionen scheint somit der Unterschied zwischen religiösen und nichtreligiösen Phänomenen weitgehend
eingeebnet."2)
Zur Kontingenzbewältigung kann man verkürzt sagen: Religion stellt einen Erklärungsrahmen zur Verfügung, durch den an sich Inakzeptables akzeptabel wird – Dinge, bei denen man nur die Wahl zwischen Anerkennung oder Verzweiflung hat: Krankheiten, Naturkatastrophen, Verbrechen, Tod. Viele Philosophen sahen und sehen in der psychologischen Bewältigung des Todes denn auch die primäre Motivation für Religion überhaupt – Religion als infantiler Verdrängungsmechanismus für das Menschheitstrauma schlechthin.

Der Tod, also das ultimative Ende der eigenen Existenz, kann für jedes bewusst existierende Wesen eigentlich nur der absolute Super-GAU sein. Die Sinnlosigkeit an sich. Denn jegliche Sinngebung ist an kognitive Prozesse geknüpft; enden die individuellen kognitiven Prozesse – was beim Tod unvermeidbar der Fall ist – wird damit auch jegliche individuelle Sinngebung hinfällig. Ein Konstrukt, das dem Tod eine tröstliche Sinnhaftigkeit zubilligt, muss deshalb über den Horizont des einzelnen Individuums weit hinausgehen.

Die meisten Religionen verweisen dazu auf eine übernatürliche Sphäre. Die materiellen Vorgänge im Gehirn allein seien nicht das, was unsere Existenz als selbstbewusste Wesen ausmache. Deshalb könne der Funktionsausfall der materiellen Komponenten eines Individuums auch nicht seine komplette Nichtexistenz herbeiführen.

In den Haupt-Ausprägungen der drei großen monotheistischen, abrahamitischen Religionen wird der Tod des physischen Leibes daher als Transit eines vorübergehenden Zustandes in einen ursprünglichen Zustand gesehen. Der Tod hat eine Funktion, damit einen Sinn, und damit etwas akzeptables, tröstliches. Obwohl diese Thematik im christlichen Weltbild etwas komplexer ist, sei hier beispielhaft das Gleichnis aus 1. Korinther 15:36 genannt: Das Weizenkorn als solches muss sterben, um eine Weizenpflanze hervorbringen zu können.

In atheistischen Religionen wie dem Buddhismus hat der Tod (der physischen Manifestation) eines Individuums die Funktion, das Individuum, bzw. gewisse mentale Kräfte desselben einer geistigen Läuterung zu unterziehen, der Befreiung vom Karma.

In dieser postulierten Funktionalität des für das Individuum eigentlich völlig sinnlosen Todes zeigt sich eine grundlegende Gemeinsamkeit des Darwinschen Evolutionsgedankens mit den meisten Religionen. Die so genannte natürliche Auslese selektiert weniger „fittere“ Lebewesen aus, sondern eliminiert eher alle „nicht fitten“ Lebewesen, zum Wohle der fitteren. Der Sensenmann ist also auch hier weniger eine absolut destruktive, sinnfreie, willkürliche Realität, sondern vielmehr ein notwendiger, rational begründbarer Geburtshelfer unserer eigenen Existenz. Sozusagen in der Funktion der Eliminierung von „Nicht-Fitness“, oder – wenn man so will – materiellen Karmas.

1) Ruse, M., How evolution became a religion: creationists correct? National Post, pp. B1,B3,B7 May 13, 2000.
2) Franz-Xaver Kaufmann: Religion und Modernität. Sozialwissenschaftliche Perspektiven. Tübingen.

Sonntag, 20. Mai 2007

Bakterien-DNS als Datenspeicher


Japanischen Wissenschaftlern unter Leitung von Professor Masaru Tomita gelang es, in der DNS von Baktieren Daten zu speichern. Es wurden "E equals MC squared" - Albert Einsteins berühmte Formel - sowie 1915" - das Jahr, in dem er die Spezielle Relativitätstheorie veröffentlichte - im DNS-Strang gespeichert.

Laut Tomita kann Information in Bakterien, anders als die auf herkömmlichen Datenspeichern wie CDs, sehr lange erhalten bleiben, vielleicht sogar Millionen von Jahre. Man könne große Mengen von Daten in den Genen unterbringen, ohne dass der Organsimus dadurch beeinträchtigt werde. Gefahr droht allerdings durch Mutation. (Wir erinnern uns: aufsummierte Kopierfehler lassen Information erodieren.)

Physorg.com News

Samstag, 19. Mai 2007

Der hässliche Darwin

Darwin Dating nennt sich eine neue Online-Partnerbörse, die sich auf das Darwinsche Konzept der sexuellen Auslese beruft und bei der hässliche Menschen per Mehrheitsvotum ausselektiert werden. Ironie der Geschichte dabei: Charles Darwin selbst hätte beim Darwin Dating wohl keine Chance - "Charles Darwin was a genius, but unfortunately very ugly. It is ironic that he wouldn't be able to join Darwin Dating!"

Falls die sexuelle Selektion Spezies wie die unsere tatsächlich grundlegend geprägt haben sollte, war sie offensichtlich ausschließlich auf sehr oberflächliche Begriffe von Schönheit beschränkt. Sonst würde es wohl heute keine Menschen mehr geben, die sich solche Seiten ausdenken.

Dienstag, 8. Mai 2007

Das ist Evolution

Der perfekte House-Arzt

Ihm ist kein Virus zu heimtückisch, keine OP zu schwierig, kein Bein zu dick - und dabei hat er immer einen knochentrockenen, schwarzhumorigen Spruch auf Lager. Einen Arzt wie Dr. Gregory House, der in einem Krankenhaus in New Jersey arbeitet, sich auf heimtückische Infektionskrankheiten spezialisiert hat und vom zweimal mit dem Golden Globe ausgezeichneten Hugh Laurie verkörpert wird, kann man sich in der Realität eigentlich nur wünschen. Viele Ärzte kommen House´ Grantigkeit zwar schon erstaunlich nah, nur eine vergleichbar treffsichere Diagnose bekommt man wohl eher selten für seine zehn Euro.

Dr. House ist das einsame Highlight einer größeren Zahl von Serien - CSI, Cold Case, etc. - die derzeit um die Zuschauergunst buhlen, und in denen der menschliche Körper hauptsächlich als Forschungsobjekt für kühle Analytiker präsentiert wird. Bei Dr. House leben diese Objekte zumindest noch, und das vorrangig anatomisch-pathologische Interesse am Menschen wird durch den Hauptdarsteller selbstironisch reflektiert. In der Inszenierung zeigt sich die Philosophie dieser Serien hauptsächlich durch tricktechnisch mehr oder weniger gut realisierte Crash-Fahrten in den Körper hinein, wo gerade irgendein Organ aufreißt, anschwillt oder explodiert.

Die einzelnen Folgen sind gut geschrieben, wenn auch manchmal etwas konstruiert - da rastet schon mal ein nymphomanisches, minderjähriges Model auf dem Laufsteg aus, weil sie Krebs in einem bisher unentdeckten Hoden hat. Und insgesamt gesehen gewinnt man den Eindruck, dass der menschliche Körper ein ziemlich fragiles, unberechenbares Gebilde ist, dass jederzeit auf tausenderlei skurrile Arten seinen Exitus finden kann. Letzteres wird in anderen Serien wie CSI Miami dann auch wesentlich mehr zelebiert.

Ähnlich wie in den zahllosen Horrostreifen der letzten Zeit steht hier in Bezug auf die "Maschine Organismus" das destruktive Element wesentlich mehr im Vordergrund. Die Weisheit Quentin Tarantinos - "Es ist interesanter einem Auto beim Explodieren zuzuschauen als beim Parken" - hat gegen die alte chinesische Weisheit - "Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten, doch kein Professor der Welt konnte je einen herstellen" - gewonnen. Man könnte darüber spekulieren, ob das größere Interesse an zerquetschten Käfern damit zusammenhängt, dass die Professoren dieser Welt das Herstellen von Käfern, zumindest rein theoretisch und prinzipiell, als geklärt sehen - Fragezeichen also als Ausrufezeichen verkleiden - und sich die Faszination für Käfer deshalb auf das Zerquetschen beschränken muss -

Oder inwieweit das dadurch zum Ausdruck gebrachte Misstrauen gegenüber der Kontrolle des Geistes über den Mechanismus Körper einem grundsätzlichen Höherbewerten der Materie gegenüber des Geistes geschuldet ist.

House würde solche Fragen wohl mit einem Hochziehen der Augenbrauen und einem zynischen Kommentar beantworten. Nur mit welchem?

(RTL wiederholt ab heute die erste Staffel)

Samstag, 5. Mai 2007

Ein Goldlöckchen im Heuhaufen?

Astronomen entdecken zweite Erde - So oder ähnlich lauteten Meldungen in der letzten Woche. (z.B. hier) Ein Team aus schweizerischen, französischen und portugiesischen Forschern fand im Orbit des roten Zwerges Gliese 581 (benannt nach dem deutschen Astronomen Wilhelm Gliese) einen Exoplaneten, auf dem - bei Temperaturen zwischen 0 und 40 Grad Celsius - die Existenz flüssigen Wassers möglich wäre. So weit, so beeindruckend. Einen Körper, dessen Radius nur etwa 50% größer ist als der unserer Erde, in rund 20 Lichtjahren Entfernung auszumachen, ist tatsächlich ein Triumph der Wissenschaft.

Der Planet befindet sich damit in einem Bereich, der als Goldilock-, zu deutsch Goldlöckchen-Zone, bezeichnet wird. Der Begriff soll auf den Astronomen James Lovelock zurückgehen und ist dem Märchen Goldlöckchen und die drei Bären entlehnt. Dort findet ein (natürlich blondes) Mädchen ein Häuschen im Wald mit drei Tellern Brei, drei Stühlen, drei Betten, etc. Jeweils eins davon ist genau richtig für sie, nicht zu klein, nicht zu groß, nicht zu kalt, nicht zu warm. Ebenso anspruchsvoll wie Goldlöckchen ist komplexes Leben. Die Goldlöckchen-Zone beschränkt sich auf einen sehr begrenzten Raum innerhalb einer Galaxie, und selbst dort gibt es bei einem geeigneten Stern immer noch einen sehr engen Bereich, in dem Leben möglich ist.

Don Brownlee, Autor des Buches Unsere einsame Erde. Warum komplexes Leben im Universum unwahrscheinlich ist, drückte es in einem Interview so aus:
„Es gibt diese weit verbreitete Annahme, dass die Natur erdähnliche Planeten hervorbringen möchte, und dass sich natürlicherweise Leben darauf entwickelt, und sich das natürlicherweise zu etwas wie uns entwickelt, und so weiter...

Die Voraussetzungen, die ökologischen Voraussetzungen auf einem Planeten, die mehr komplexes Leben erlauben, wie Menschen, Tiere oder Pflanzen, sind sehr selten.“(1)

Mit Gliese 581 c scheint man nun eine Behausung im großen Wald gefunden zu haben, in der – um bei der Symbolik des Märchens zu bleiben – ein Goldlöckchen zumindest theoretisch wohnen könnte. Eine solche Entdeckung hat grundsätzlich das Potential, die Annahme, wir seien das einzige Goldlöckchen im Wald, obsolet zu machen. Diese philosophische Konnotation erklärt auch das besondere Medienecho. Und sie erklärt auch, dass kritischere Stimmen – die nicht auf einen Erstkontakt mit Glieseanern nach der Erfindung des Warp-Antriebs 2063 wetten würden – dementsprechend ein deutlich geringeres allgemeines Medienecho finden.

In spektrum direkt heißt es unter der Überschrift „Flugtickets zu Gliese 581 c besser stornieren?“:
„Auf Grund der Nähe des Planeten zu seinem Stern, dürfte er vermutlich – wie auch der Erdmond - eine gebundene Rotation aufweisen, das heißt: Immer dieselbe Hemisphäre zeigt in Richtung Sonne. Dadurch kann sich kein starkes Magnetfeld ausbilden und der Planet ist dem Bombardement geladener Teilchen und energiereicher Strahlung, das von dem Stern auf ihn einprasselt, schutzlos ausgeliefert. Zudem rechnen Astronomen im Fall einer Atmosphäre damit, dass durch den großen Temperaturunterschied zwischen Tag- und Nachtseite extreme Windverhältnisse herrschen.“

Selbst wenn der Exoplanet flüssiges Wasser aufweisen sollte – es wäre nur eine Zutat von (momentan) ungefähr geschätzten 20 auf dem Rezept für Leben. Und selbst alle Zutaten auf einem Fleck garantieren noch lange keinen Kuchen.
Vielleicht sollten wir also vorerst – um die Symbolik des guten alten Märchens noch einmal zu strapazieren – anders als das verwöhnte Goldlöckchen unsere Hütte samt Brei und Betten für nicht ganz so beliebig und gewöhnlich halten. (die Rückkehr der Hauseigentümer, einer Ursus-arctos-Familie, und ihre wütende Reaktion sollen hier jedoch unerwähnt bleiben, um die Symbolik dann doch nicht übermäßig zu strapazieren ;)

1) "The privileged Planet", Illustra Media 2004 / "Der privilegierte Planet", Drei Linden Film 2007

Dienstag, 24. April 2007

Charles Robert D. - Ein Nachruf


Vor gut 125 Jahren - am 26. April 1882 wurde Charles Robert Darwin in der Londoner Westminster Abbey bestattet. Am 19. April des selben Jahres verstarb Charles Robert Darwin im Londoner Stadtteil Downe im Alter von 73 Jahren. Obwohl sein Beitrag zur westlichen Zivilisation zu diesem Zeitpunkt aus zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen inclusive berühmter Werke wie "Die Entstehung der Arten" und "Die Abstammung des Menschen" bestand, wird heute der 12. Februar als "Darwin Day" mit Evolutionshymnen und Stammbäumen aus Schokolade gefeiert, der Tag, an dem Darwins Beitrag zur westlichen Zivilisation vor allem aus einem ungehemmten Schreien bestand. Die Herausgabe von "Die Entstehung der Arten" am 24. November 1859 wird als "Evolution Day" begangen. Einige christliche Kirchen feiern den Sonntag, der Darwins Geburtstag am nächsten liegt, als "Evolution Sunday". 2009 wird sowohl das 150. Jubiläum der Veröffentlichung von "Die Entstehung der Arten" gefeiert, als auch der 200. Geburtstag von Charles Robert Darwin.

Am 23. Juni jährt sich zudem der Todestag von Charles Robert Darwins Schildkröte Harriet zum ersten Mal, die 2006 im Alter von 176 Jahren im Australia-Zoo im nordöstlichen australischen Bundesstaat Queensland an Herzversagen verstarb. Falls entsprechende Pläne nicht bereits vorliegen, sei hiermit der 23. Juni als offizieller Harriet-Day vorgeschlagen.

Am 19. April 1882 hörte Charles Robert Darwin also auf zu existieren - Was an dieser Stelle Anlaß zu folgender Frage sein soll: Was wäre, wenn er nie existiert hätte? Darwins Evolutionstheorie beruhte - wie so viele Theorien und Erfindungen - auf zahlreichen, ihm vorangegangenen Arbeiten und Beobachtungen. Bereits sein Großvater, der Naturwissenschaftler, Erfinder und Poet Erasmus Darwin formulierte in seinem Werk Zoonomia die Idee, dass alles Lebendige von einem gemeinsamen Vorfahren abstamme - für ihn mikroskopisch kleine Muscheln - und sich somit ein Stammbaum aller Lebensformen konstruieren lassen müsse. Zeitgleich mit Charles Darwin entwickelte Alfred Russel Wallace die Theorie einer natürlichen Ursache für Evolution durch graduelle Variation und natürliche Selektion.

Die Annahme liegt nahe, dass die Zeit einfach reif war für eine Theorie, wie sie Darwin formulierte. Und vielleicht erntete Darwin allen Ruhm, weil er einen einmaligeren und zur Ikonenbildung geigneteren Namen hatte als Wallace. Alfred Russel Wallace hätte mit Edgar Wallace konkurrieren müssen, und vielleicht hätte man später "Der Frosch mit der Maske" für einen Dokumentarfilm über Mimikry unter Amphibien gehalten -- während der Name Darwin - abgesehen vom heute eher vergessenen Erasmus Darwin - etwas einmaliges hat. Er geht leicht über die Lippen - man denke an Darwin im Kreuzverhör, Darwins Irrtum, Darwins Alptraum, etc. - und enthält zudem das englische Wort 'win'.

Eine eindeutigere Antwort liefern aber vielleicht diejenigen, die heute Darwins Theorie zu widerlegen versuchen. Wissenschaftler, die den Gedanken einer gemeinsamen, rein naturalistisch erklärbaren Abstammung allen Lebens auf der Erde anzweifeln. Die Annahme übernatürlicher Wirkprinzipien - wie sie für Newton, Kepler und Co. noch selbstverständlich war - gilt heute als unwissenschaftlich, als intellektuelle Bankrott-Erklärung.

Was aber resultiert aus dem Ausschluß übernatürlicher Wirkprinzipien im Bereich der Biologie? Was wäre geschehen, wenn man die "Arbeitshypothese Gott" in der Astronomie und der Physik erfolgreich aufgegeben, aber nur in der Biologie keine befriedigende naturalstische Alternative gefunden hätte? Also kein Survival of the fittest, etc? Hätten sich Biologen für intellektuell bankrott erklären lassen? Ich glaube eher, man hätte die "Hypothese Gott" auch in der Biologie aufgegeben, und zwar auch ohne eine befriedigende Alternative. Hätte man sich dann nicht die Lebensformen angesehen und angenommen, dass die komplexeren auf die einfacheren zurückzuführen sein müssten? Und die einfacheren wiederum auf chemische Prozesse unbelebter Materie? Und würde man nicht jede Fähigkeit von Lebewesen zur Veränderung grundsätzlich als Beweis für eine gemeinsame, realgenetische Abstammung sehen, als Mechanismen, die man nur richtig extrapolieren muss? Wäre die Abstammung des Menschen von primatenartigen Säugetieren nicht weniger eine Theorie, sondern vielmehr die einzig logische Konsequenz einer naturalistisch-wissenschaftlich betriebenen Biologie? Und das alles ohne Charles Robert Darwin?

Montag, 9. April 2007

Das kann kein Zufall sein!

Die Darwinsche Evolutionstheorie und eine christliche Gesinnung müssen sich nicht notwendigerweise unversöhnlich gegenüberstehen. So wird es immer wieder von Vertretern beider Lager als Losung ausgegeben.

Als Musterbeispiel dient meist Theodosius "Nichts in der Biologie ergibt Sinn etc. pp." Dobzhansky, der als Christ Schulter an Schulter mit dem beinharten Atheisten Ernst Mayr die moderne Synthetische Evolutionsbiologie aus der Taufe hob. Das schöne Bild von der Evolutionstheorie als über Weltanschauungen hinweg einigenden Gedanken hat jedoch einen unschönen Nebeneffekt. Sinnsucher vom Geiste eines Teilhard de Chardin neigen leider dazu, Löcher im Gedankengebäude der Synthetischen Theorie als Löcher in der Augenbinde des "blinden Uhrmachers" zu interpretieren.

Simon Conway Morris plädiert in seinem Buch "Life's Solution: Inevitable Humans in a Lonely Universe" (Cambridge, 2003) beispielsweise dafür, dass die "nervigen" Konvergenzen - an sich immer noch eine deutliche Herausforderung an die omnipotente Erklärungsmacht der Synthetischen Theorie - ein deutlicher Beweis dafür seien, dass unsere Existenz kein Zufall sein kann, und bereits seit dem Big Bang geplant war.

In einem Interview mit der ZEIT meint Morris auf die Frage "Glauben Sie, da läuft eine Art Programm ab?" (Man beachte: Programm steht nicht in Anführungszeichen, hier scheint also wirklich jemand Programm im Sinne von Programm zu meinen): "Es gibt zahlreiche Hinweise darauf: So ist etwa gut dokumentiert, dass die Gliederfüßer und die Fische das Land mindestens dreimal unabhängig voneinander erobert haben. Ich gehe also davon aus: Früher oder später wird ein Tier im Wasser Beine ausbilden. Und sobald es das getan hat, wird es beinahe zwangsläufig an Land krabbeln. [...] Meiner Ansicht nach war der Mensch bereits mit dem Urknall angelegt. Während der ersten Millisekunde dieser Welt. Unsere Entstehung ist alles andere als ein Zufall." Und im weiteren Verlauf: "Verändern wir einmal den Standpunkt und gehen davon aus, dass unser Universum beabsichtigt war. Nicht einfach ein Unfall oder eine zufällige Laune der Natur. Dann ist die Entwicklung von Intelligenz doch etwas sehr Naheliegendes. Denn eine höhere Macht wäre mit Sicherheit an einer Welt mit einer intelligenten Spezies interessiert, die über sich selbst reflektieren kann."

Und dabei bezeichnet sich Morris als Antwort auf die allererste Frage durchaus als Darwinisten. (Wohl nicht zuletzt, weil dieses Etikett immer noch ein wohlwollendes Durchwinken bei Kontrollen der 'political/scientific correctness' garantiert.)

Evolution, Darwin, Urknall, und trotzdem höhere Macht ... ? Da klingeln Ohren, und das poetische Bild von Christen und Atheisten, Juden und Arabern, die gemeinsam friedlich durch die Okulare eines Mikroskops blicken, vereint durch Vernunft und Wissbegierde, wird wieder lebendig. Doch was macht Morris hier eigentlich? Er nimmt ein Problem der Synthetischen Theorie - Konvergenzen, die sowohl das Argument der Ähnlichkeit als Beleg für gemeinsame Abstammung in Frage stellen, als auch diverse wahrscheinlichkeitstheoretische Betrachtungen - und sieht darin - nennen wir es doch einfach beim Namen - ein Design-Signal. Für Hardcore-Evolutionisten wohl kaum befriedigend.

Man könnte Morris´ Argumentation nun als ziemlich pseudowissenschaftlich abtun, aber dann wäre auch das ganze schöne Bild mit Morris als erklärten Darwinisten, der glaubt, dass "christlicher Glaube und die Evolutionslehre [...] sich gegenseitig enorm bereichern" könnten, futsch. Und - mal ehrlich - dafür ist dieses Bild doch einfach zu idyllisch...

DIE ZEIT 19.08.2004 Nr.35
Aliens wie du und ich

Sonntag, 11. März 2007

Murphys Universum

Die popkulturell bekanntere Variante von Murphys Gesetz lautet: Alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen. Am Beispiel eines fallenden Butterbrotes bedeutet das, dass es mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die Butterseite fallen wird. (Interessant wird dieses Beispiel, wenn man das Butterbrot in einem Gedankenexperiment mit der Butterseite nach außen auf dem Rücken einer fallenden Katze befestigt.)

Murphys Gesetz ist praktisch dafür verantwortlich, dass das Leben der meisten Menschen ab einem gewissen Zeitpunkt eine lange Phase der Desillusionierung ist. Je angenehmer beispielsweise der Beruf ist, den wir ergreifen wollen, um so größer ist die Zahl der potentiellen Mitbewerber und damit die Wahrscheinlichkeit, den erträumten Beruf nicht ergreifen zu können. Eine ähnliche Logik greift leider oft auch bei Faktoren wie 'Attraktivität eines favorisierten Lebenspartners' und 'Wahrscheinlichkeit der Gen-Weitergabe mit eben diesem', und vielen anderen.

Der moderne Alltag erzieht Menschen praktisch zu methodischen Pessimisten. Gibt es eine positive und eine negative Möglichkeit - lebt am Nordpol ein vollschlanker Philanthrop, der eine Spielzeugmanufaktur mit jährlichen internationalen Export betreibt, oder ist das nur ein verkleideter Bekannter; werde ich Formel-1-Fahrer oder Hartz-4-Empfänger; werde ich mit meiner Jugendliebe ein Leben lang zusammen und glücklich sein oder nicht; ... - ist die negative Option fast immer die wahrscheinlichere.

Ich glaube, dass sehr viele Menschen mit diesem alltagserprobten 'methodischen Pessimismus' auch an Fragen metaphysischer Tragweite herangehen. Wie: "Hat das Leben einen tieferen Sinn?", "Sind wir nicht mehr als ein strukturierter Haufen Biomasse, und bleibt nach unserem Tod auch nicht mehr übrig?" oder "Gibt es einen übergeordneten Geist, der gut und uns wohlgesonnen ist?" (Was letztlich ein Kathegorienfehler ist.)

Und oft ist dieser methodische Pessimismus sogar stärker als das Empfinden für rationale Zusammenhänge. Zum Beispiel lautete kürzlich ein Leserbrief in einem Wissenschaftsmagazin, als Reaktion auf einen Beitrag zum sogenannten Fine-Tuning im Universum, in etwa: Wenn die Werte der Naturkonstanten wie extra für Leben wie das unsrige eingestellt wirken, dann messen wir sie wahrscheinlich falsch. Für solch ein Höherbewerten des eigenen Empfindens gegenüber wissenschaftlichen Methoden und Daten sind sonst eigentlich eher Kreationisten verschrien.

Ich denke, darin liegt auch eine entscheidende Ursache für die allgemeine Akzeptanz des Evolutionsgedankens. Er impliziert negative Konsequenzen - kein freier Wille, kein Leben jenseits des physischen, etc. - und fühlt sich deshalb für viele wahrscheinlicher an als Schöpfung. (Ein Haken an dieser Überlegung ist natürlich, dass naturalistische Evolution für manche auch scheinbar positive Konsequenzen hat, wie z.B. das Fehlen einer übergeordneten moralsetzenden Instanz, gegenüber der man Rechenschaft ablegen muss.)

Sonntag, 4. März 2007

ID und Kunst

Eine neue Internetseite bereichert den Themenbereich Ursprungsfragen und widmet sich der Schnittstelle zwischen der Intelligent-Design-Theorie und den Künsten. Ein Beispiel ist das Bild „Galacidalacidesoxyribonucleicacid“ von Salvador Dali aus dem Jahre 1963.

Was auf dem ersten Blick vielleicht ein bisschen nach „Was die anderen können, können wir auch“ aussieht, macht auf den zweiten sehr viel Sinn. Denn eine ausschließlich naturalistische Sichtweise, wie sie innerhalb des Evolutions-Paradigmas stattfindet, reduziert Kunst und Kunstwerke in letzter Konsequenz auf reine Naturprodukte; stellt sie also letztlich auf eine Stufe mit Walgesängen oder Bienenwaben. Damit soll letztgenannten Dingen nicht jeglicher künstlerischer Wert abgesprochen werden. Wenn jedoch Kunst wie auch jede andere menschliche Tätigkeit auf Eigenschaften reduziert wird, die ein Individuum im Gegensatz zu Artgenossen eher überleben lassen - letztlich also der Fortpflanzung dienen, auf diverse Eigenschaften und Reaktionen von Molekülen beziehungsweise auf die Gesetzen der Chemie und Physik unterworfenen Prozesse eines Neuronennetzwerkes, dann haben Begriffe wie Kreativität oder künstlerische Freiheit irgendwann nur noch den Stellenwert von nützlichen Illusionen. Ein Trend, der sich in der Neuropsychologie auch zunehmend abzeichnet.

Diese Betrachtungsweise muss sich nicht direkt auf das menschliche Handeln und somit auf künstlerische Tätigkeit auswirken (Zum Glück, möchte man sagen). Eine völlige Negation des freien Willens ist im Alltag letztendlich nicht auslebbar. Damit kann ein Künstler wohl auch gleichzeitig kreativ tätig sein und seine Tätigkeit auf einer Meta-Ebene als reines Produkt nicht willentlich gesteuerter Vorgänge sehen. Wie befriedigend das ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Als selbst kreativ tätiger Mensch sehe ich jedoch innerhalb eines von Intelligent Design ausgehenden Paradigmas ein Verständnis von Kunst, das dem Empfinden derer entspricht, die sie betreiben, überhaupt erst als gegeben.

Der Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer hat diesen Konflikt in einem Interview meines Erachtens sehr schön geschildert, auf die Frage, ob es Gott gäbe:

„Ich denke, dass es diesen übergeordneten Geist gibt. Den lieben Gott, Das glaube ich hundertprozentig. Manchmal wache ich nachts auf, schweißgebadet, und denke: Nein, unmöglich. Das ist doch alles lächerlich, es gibt doch Millionen Gegenbeweise. Und manchmal wache ich nachts auf und denke mir: Es gibt ihn doch. Ich hätte auch nicht gern, dass wir nur Materie sind. Das widerspricht meinem Künstlertum.“

(Reader´s Digest Deutschland, November 2006)

Sonntag, 25. Februar 2007

So...

... hiermit eröffne ich mal meinen ersten Blog. Ich möchte hier Gedanken zu Themen wie dem Ursprung des Lebens, des Universums usw. festhalten, die jedoch keine Ansprüche auf wissenschaftliche Korrektheit erheben. Aber auch andere Themen sollen nicht zu kurz kommen.