Donnerstag, 25. Dezember 2008

Klaatu Barada Nikto

Letztens sah ich das Remake des Sci-Fi-Klassikers "Der Tag, an dem die Erde stillstand" im Kino. Während das brillante Original die zwiespältige Nutzung der Kernenergie in den Vordergrund rückte, lag der Schwerpunkt des Remakes eher auf der Umweltzerstörung durch den Menschen. Doch warum sollte das Außerirdische kümmern? Im 50er-Jahre-Film lag es auf der Hand: Die Außerirdischen fühlten sich potentiell durch Wesen bedroht, die auf der einen Seite intelligent genug sind, um Kräfte wie die Atomkraft zu nutzen, auf der anderen Seite aber nicht moralisch und verantwortungsbewusst genug, um diese Macht ausschließlich zum Guten einzusetzen.

Im Remake gestaltete sich das ungleich schwieriger. Wenn die Biosphäre eines Planeten Wesen hervorbringt, die eben jene Biosphäre zerstören, sollte dass außerirdische Intelligenzen eigentlich wenig interessieren. Zumal beispielsweise im Star-Trek-Universum gemäß der 'Ersten Direktive' das 'Ist' automatisch zum 'Soll' erhoben wird, und jede Zivilisation, die es nicht bis zum Warp-Antrieb schafft, fatalistisch sich selbst überlassen wird. Die Lösung des dramaturgischen Dilemmas wirkt auf jeden ID-Interessierten äußerst interessant: Es gibt im ganzen Universum nur eine handvoll Planeten, die überhaupt Leben hervorbringen! Dieser Fakt macht in den Augen der Aliens die Erde wertvoller als die Menschen darauf.

Nachdem gerade die filmische Science Fiction regelmäßig ein Universum postulierte, das von (erdähnlichem) Leben nur so wimmelte, ist dieser Schachzug in einem SF-Blockbuster schon sehr interessant. Mal ganz abgesehen von dem Umstand, dass in SF-Filmen nichtmenschliche, aber physische Intelligenzen regelmäßig dazu tendierten, die Menschen aus moralischen Gründen zu vernichten oder zumindest stark einzuschränken (siehe z.B. "I, Robot" oder "The Abyss") und dabei Zuschauersympathien auf ihrer Seite hatten, während metaphysische Intelligenzen in der Realität für sehr ähnliche Sichtweisen als äußerst unmoralisch gelten...

Sonntag, 7. Dezember 2008

Gläubig geboren

Schon eine etwas ältere Meldung, aber sehr interessant: Dr. Justin Barrett behauptet, dass Kinder von Natur aus an einen Schöpfer glauben.

"The preponderance of scientific evidence for the past 10 years or so has shown that a lot more seems to be built into the natural development of children's minds than we once thought, including a predisposition to see the natural world as designed and purposeful and that some kind of intelligent being is behind that purpose."


Und:

"Children's normally and naturally developing minds make them prone to believe in divine creation and intelligent design. In contrast, evolution is unnatural for human minds; relatively difficult to believe."


Es ist also nicht "Indoktrination" durch die Eltern, wenn Kinder an Gott glauben.

Samstag, 6. Dezember 2008

Kam Noah bis zum Mars?

Wie könnte das atheistische Pendant zur Suche nach der Arche Noah aussehen, bei der jedes Stück Holz, das im Umkreis von 500 km um den Berg Ararat gefunden wird, interessant wird? Wahrscheinlich so:



(siehe hier oder hier)

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Gastbeitrag

Im Beitrag Asche aufs Haupt schrieb ich in einer Fußnote: Man könnte sich fragen, warum Darwins Selektionstheorie eigentlich nicht auf Politik und Soziologie angewendet werden sollte , wenn andererseits nichts in den Geisteswissenschaften Sinn ergibt, außer im Lichte der Biologie.

Zu diesem Thema hat Josef Bordat einen Gastbeitrag verfasst, für den ich ihm sehr danke.

Josef Bordat
Darwinismus und Sozialstaat


Charles Darwin war - entgegen anderslautender Beteuerungen - „Sozialdarwinist“ (Bauer 2008: S. 16), weil er sein Prinzip der Evolution (Entwicklung als Ergebnis von Auswahl und Anpassungsleistung in einer Situation der Konkurrenz) auch auf die menschliche Gesellschaft übertrug. So schrieb er: „Wie jedes andere Tier, so ist auch der Mensch ohne Zweifel auf seinen gegenwärtigen hohen Zustand durch einen Kampf um die Existenz in Folge seiner rapiden Vervielfältigung gelangt.“ (1871: S. 700). Nach dieser Beschreibung folgt die Forderung: „Und wenn er noch höher fortschreiten soll, so muss er einem heftigen Kampfe ausgesetzt bleiben.“ (2005 [1871]: S. 700). Wie „jedes andere Tier“ muss sich der Mensch also im „Kampf“ gegen seinesgleichen behaupten, damit sich die Menschheit entwickeln kann.

Wie passt da der auf Solidarität ausgelegte Sozialstaat hinein? Äußerst schlecht, wie schon Darwin selbst feststellte. So kritisierte er ihn als gegen den Selektionsmechanismus gerichtetes Übel (2005 [1871]: S. 148), eine Einschätzung, die Richard Dawkins teilt (2004 [1976]: S. 198), auch wenn er stets beteuert, selbst nicht in einer Gesellschaft, die nach darwinistischen Spielregeln funktioniert, leben zu wollen, weil diese faschistisch sei (Die Presse, 30.7.2005; Frage: Wie kann sich eine Gesellschaft bloß von diesen Regeln befreien, wo ihre Mitglieder doch auf Gedeih und Verderb auf sie angewiesen sind? Sie sucht sich diese Regeln ja nicht aus, mehr noch: es gibt ja gar keine Alternative, wenn man - wie Dawkins - außerhalb der Evolution nichts für möglich hält, das normativ auf den Menschen durchschlagen könnte.).

Soweit die Biologen. Was machen die Wirtschaftswissenschaftler mit diesen Vorgaben? Sie nehmen sie dankbar auf, insbesondere dann, wenn ihnen als Berater des politischen Neoliberalismus’ der Sozialstaat sowieso ein Dorn im Auge ist. Der US-Ökonom Paul Krugmann, Wirtschafts-„Nobelpreis“träger 2008 und Liberalismus-Kritiker, schreibt, dass sich ein Lehrbuch der neoklassischen Mikroökonomie wie eine Einführung in die Mikrobiologie liest. Und der Wiener Wirtschaftswissenschaftler Ewald Walterskirchen wies auf den engen Zusammenhang zwischen dem heutigen Neoliberalismus in der Wirtschaft und dem Neodarwinismus in der Biologie hin: „Beide Theorien gehen davon aus, dass nur zufällige Veränderungen/Anpassungen über Selektion bzw. Wettbewerb den Entwicklungsprozess bestimmen.“ (Der Standard, 16./17.7.2005). Das Evolutionsprinzip wird auf den Markt übertragen. Solidarität wird nur dann eingefordert, wenn die „falschen“ Marktteilnehmer vom Aussterben bedroht sind. Das ist nicht erst seit der „Bankenkrise“ so.

In der Ökonomie zeigt sich die Nähe zur Biologie besonders in den Arbeiten Friedrich von Hayeks, der als einer der Väter des Neoliberalismus gilt. Walterskirchen: „Hayek, Spross einer Biologenfamilie, spricht explizit von ,Aussiebung’ durch den Markt. Hayek hält etwa eine hohe Arbeitslosenquote - analog zum Wert des Populationsüberschusses in der Tierwelt - für ökonomisch wünschenswert, damit die natürliche Selektion optimal greifen kann.“ (Der Standard, 16./17.7.2005). Im Klartext: Den angepasstesten Arbeitnehmer gibt es unter den Bedingungen extrem vieler Mitkonkurrenten. Wenn der Selektionsdruck nur hoch genug ist, passt sich das „Arbeitnehmertier“ an jede sich bietende Nische an. Walterskirchen sieht durch diese Logik den Sozialstaat bedroht: „Die OECD, der Hort des Neoliberalismus, interpretiert die wirtschaftliche Krise in Europa einfach als mangelnde Anpassungsfähigkeit an Schocks - ganz ähnlich wie die Neodarwinisten das Aussterben von Tierarten. Die wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen aus diesen Überlegungen sind klar: Die Wirtschaftspolitik braucht nur die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Selektionsmechanismus Markt richtig greifen kann. Im Klartext läuft dies darauf hinaus, das europäische Sozialmodell abzuschaffen.“ (Der Standard, 16./17.7.2005).

An diesen fatalen Zusammenhang von Liberalismus und Darwinismus erinnerte Christoph Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, im Rahmen einer Katechese unter dem Titel „Schöpfung und Evolution: Warum diese Debatte so wichtig ist“ (Die Tagespost, 5.8.2006), in der er die Bildung als weiteren Aspekt in die Debatte hineinträgt: „Ein Grundparadigma von Bildung heute ist die Anpassung unter dem Aspekt der Nützlichkeit - vor allem für den Arbeitsmarkt. Schlüsselkompetenzen wie Mobilität und Flexibilität sind hoch im Kurs, vergessen die Grundlinien katholischer Soziallehre: Die Wirtschaft ist für den Menschen da - nicht umgekehrt; vergessen zum Teil die Grundaufgabe von Schule und Bildung, auch zu Widerständigkeit zu erziehen und zu bilden.“ (Die Tagespost, 5.8.2006). Diese Widerständigkeit braucht es wohl, um dem „mörderischen darwinistischen Albtraum“, wie Woody Allan das Leben einmal nannte, einen Sinn abzuringen, und an Quellen der Normativität zu glauben, die außerhalb des Evolutionsmechanimus’ liegen.

Literaturnachweis:

Bauer (2008): Das kooperative Gen. Abschied vom Darwinismus. Hamburg.
Darwin (2005 [1871]): Die Abstammung des Menschen. Paderborn.
Dawkins (2004 [1976]): Das egoistische Gen. Reinbek bei Hamburg.


Zum Autor:

Josef Bordat, geb. 1972, Studium des Wirtschaftsingenieurwesens (Dipl.-Ing.), der Soziologie und Philosophie (M.A.) in Berlin. Mitglied des Vorstands einer privaten Arbeitsvermittlung und Dozent. Promotion zum Dr. phil. Derzeit freier Publizist. Weitere Informationen: http://josefbordat.wordpress.com.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Wo ist das Fell hin?

Auch an sich unerfreuliche Diskussionen können manchmal interessante Fragen aufwerfen. So geschehen letzte Woche. Neben den üblichen Vorwürfen an Evolutionskritiker allgemein (u.a. Naivität und mangelnde Logik) und Aufzählung scheinbar nutzloser oder fehlkonzipierter Körperteile (Füße, Blinddarm, etc.) kamen auch Brustbehaarung und Fußnägel zur Sprache. Sie seien nur unter Voraussetzung einer realgenetischen Verwandtschaft mit anderen Säugetieren zu verstehen.

Die Geschichte der Wissenschaft zeigt eigentlich, dass gegebene Fakten oder Daten nie nur durch eine einzige Interpretation erklärt werden können, deshalb stellt sich die Frage, welche Schlüsse man aus der Existenz dieser biologischen Features ziehen kann. Unter Voraussetzung einer Abstammung von Primaten kann man sie als Rudimente von früher nützlichen Errungenschaften sehen: Ganzkörperfell und Krallen. Aber diese Interpretation ist auch mit vielen offenen Fragen verbunden. Wenn Fußnägel beispielsweise nutzlos wären, warum sind sie dann noch genauso ausgeprägt wie Fingernägel, die durch Stabilisierung beim Greifen sehr nützlich sind? Das wäre ein interessanter Aufhänger für Nachforschungen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch sie die Extremitäten-Enden stabilisieren, was bei schnellerem Laufen oder tasten mit den Füßen nützlich sein könnte. (Wahrscheinlich waren sie gar nicht dafür geschaffen, die meiste Zeit des Tages in engen Schuhen zu stecken.) Auch die Restbehaarung hat Funktionen, wie Sensibilisierung der Haut, Herabsetzung der Reibung oder Kanalisierung von Schweißströmen. (Und sicherlich auch ästhetische. Kein Vogel baut sein Nest gern in einem kahlen Baum, heißt es in einem James-Bond-Film mit dem brusthaar-gesegneten Sean Connery ;)

Eine andere offene Frage ist: Warum sollten die Vorfahren des heutigen Menschen überhaupt ihre Ganzkörperbehaarung verloren haben? Solange das nicht plausibel geklärt ist, bleibt der Verweis auf rudimentäre Fellreste argumentativ eher schwach. Das Hauptproblem, mit dem die meisten Erklärungsversuche (wie Savannen- oder Wasseraffentheorie) kämpfen, ist die Einmaligkeit des Verlustes. Wäre Fellverlust ein Vorteil, wäre er auch anderen Säugern widerfahren. Da ein Fell jedoch große Vorteile wie Hitze- und Kälteschutz bietet, sind kaum Vorteile einer Nacktheit zu erdenken, die diese aufwiegen. Zumal wir uns ohne Bedeckung auch gar nicht wohl fühlen und uns die Felle unserer Mitsäuger leihen, bzw. auf andere Weise Fellersatz beschaffen.

Eine andere Merkwürdigkeit der menschlichen Behaarung ist, dass das Kopfhaar lebenslang wächst. Hätten wir keine Technik zum Kürzen der Haare, würden sie irgendwann auf dem Boden schleifen. Haben sich die Frühmenschen überlegt: ‚Ah, wir haben jetzt Messer, jetzt können wir unsere Kophaare wachsen lassen’? Seltsam ist auch, dass Männer kahlköpfig werden, während andere Säuger ihr Fell bis zum Tod behalten. (Wobei Evolutionsbefürworter hier sicher einwenden werden, dass wir wesentlich älter als die meisten Säuger werden.)

Eine Theorie, auf die ich in diversen Foren öfter gestoßen bin, ist die von Oscar Kiss Maerth in seinem Buch „Der Anfang war das Ende“ von 1971 dargelegte. Danach war Kannibalismus der ausschlaggebende Faktor der Menschwerdung. Primaten entdeckten nach Maerth, dass die Gehirne ihrer Artgenossen nach mehr schmeckten und eine verstärkte sexuelle Erregung hervorriefen. Der regelmäßige Hirnkonsum machte sie angeblich intelligenter, führte jedoch auch zu krankhaften Veränderungen wie eben dem unnormalen Haarwuchs und widersprüchliches Verhalten (z.b. Aggression gegen die eigenen Artgenossen, etc.) Das klingt so nihilistisch, dass es für einige sicher eine hohe Plausibilität besitzt. Seriöse Bestätigungen der Theorie findet man im Internet praktisch nicht. In der englischsprachigen wikipedia wird sein Buch pseudowissenschaftlich genannt, er habe die Idee dazu beim Genuss rohen Affenhirns in südostasiatischen Restaurants gehabt.

Der Fellverlust bleibt aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht also mysteriös.

Samstag, 11. Oktober 2008

Der Kommentar des Tages

...wäre vielleicht eine interesante neue Kathegorie. Kam mir zumindest gestern in den Sinn, als ich den obligatorischen, wissenschaftlich verpackten 'Sex sells'-Aufmacher bei gmx/web.de mit entsprechenden Kommentaren dazu las: Frauen sprechen vor dem Eisprung mit höherer Stimme. Wie üblich wird in den ersten 50 Kommentaren über Sinn oder Unsinn solcher Studien debattiert, aber folgenden Beitrag fand ich dann doch ganz interessant:

Diese Studie ist doch nur ein kleiner Baustein in einer ganzen Reihe von Studien und Experimenten die zeigen das die "Liebe" nur dem Zweck der Vermehrung folgt. Die ganzen romantischen Vorstellungen, die sich die Menschheit davon gemacht hat, waren nur Hirngespinste.

Trotzdem kommen noch immer gerade Frauen mit Sprüchen wie "die Chemie muss stimmen", "er muss einfach zu mir passen", "auf die Persönlichkeit kommt es an", "er muss mit beiden Beinen im Leben stehen" usw usw bla bla bla

Viel Spaß noch mit eurem Selbstbetrug, der wird die nächsten Jahre schrittweise demontiert...

Da rollt also noch einiges auf uns zu. Ein paar Seiten weiter wird allerdings dagegengehalten: Ja, und? Ist doch spannend, was unser Körper alles anstellt, um ans Ziel zu gelangen. Deswegen ist doch die Idee einer romantischen Liebe nicht gleich totaler Blödsinn. Dass wir unbemerkt den verschiedensten Signalen folgen ist das Eine - wie wir dann in der Beziehung miteinander umgehen, ob wir z.B. weiterhin allen fremden Reizen folgen oder lieber Abmachungen beherzigen, die eher ethischer als chemischer Natur sind, das können wir immer noch steuern. Dafür sind wir ja vernunftbegabt. Die meisten zumindest.

Nur, was ist, wenn eine neue Studie nahelegt, dass Abmachungen ethischer Natur auch nur romantischer Selbstbetrug sind und auf Chemie beruhen, und die Steuerung durch die Vernunft nur ein weiteres Hirngespinst? Dann geht der ganze Frust wieder von vorne los. Aber vielleicht liegt eine gewisse Romantik dann in der Frage, was sich unser von Mutter Natur geformter 3,5 Milliarden alter Körper für uns ausgedacht hat: Lässt uns der innere Fisch eher auf Mädchen mit feuchten Händen stehen, oder siegt doch der Einzeller mit seinem Sinn für Symmetrien? Es bleibt also spannend...

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Begegnung am germanischen Meer

Ende August schrieb ich etwas zu Saurierspuren, die in Bernburg in Sachsen-Anhalt entdeckt wurden. Letzte Woche wurden sie nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Während viele Zeitschriften und Internetseiten von einem Sensationsfund berichten, der beweise, dass die Saurier gute 15 Millionen Jahre älter sind als bisher angenommen, scheint der Expertenstreit hinter den Kulissen weiter zu schwelen.

Gefunden wurden die bisher längsten und ältesten Spuren in Europa. "Darunter ist eine rund 25 Meter lange Fährte mit 34 Fuß- und Handabdrücken eines fünf bis sechs Meter langen und 800 Kilogramm schweren Dinosauriers", sagt Cajus Diedrich, Geologe und Paläontologe der Universität Osnabrück. Diedrich vermutet, dass sie von einer drei Meter langen, hochbeinigen Echse hinterlassen wurde, die einem Krokodil ähnelte. Diese Raubsaurierspur wird von einer Fährte eines elefantenfüßigen großen Dinos gekreuzt. Die freigelegte 40 mal 50 Meter große Muschelkalkfläche sei die weltweit größte Fläche aus der Mitteltrias. Durch wüstenartige Bedingungen habe sich das Kalkwatt des germanischen Beckens schnell verfestigt. Da in dem Tagebau auch Knochen von Fischen, Haien und Sauriern gefunden wurden, hofft Diedrich auch Skelletreste des Sauriers zu finden, der im Watt seine Spuren hinterließ.

Der Hallenser Paläontologe Hartmut Haubold hält dagegen und wandte sich an den SPIEGEL: "Ich habe den SPIEGEL selbst informiert, dass es sich bei diesem angeblichen Sensationsfund nur um Effekthascherei handelt." Und: "Diese Spuren sind nicht neuartig, wir kennen bereits vergleichbare. Die nun gesicherten Abdrücke stammen höchstwahrscheinlich von der längst bekannten Echse namens Chirotherium." Haubold weiter: "Das ist etwa so, als würde jemand einen 10 Millionen Jahre alten Stein finden und erklären, das wäre der erste von Menschenhand gemachte Faustkeil. Sensationsmache für eine wirtschaftlich problematische Gegend? Schtonk unter Paläontologen? Wer von beiden recht hat, wird sich hoffentlich bald zeigen. Die kritischen Reaktionen zeigen jedoch, wie stark und wie schnell neue Funde im Lichte etablierter Theorien und Vorstellungen bewertet oder auch abgewertet werden.
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Dinosaurier-Spuren aus Bernburg werden in Halle gezeigt
Dinosaurier sind älter als bislang angenommen


Dienstag, 16. September 2008

Asche aufs Haupt

Die Church of England bittet Charles Darwin - 126 Jahre nach seinem Tod - um Entschuldigung. Für was eigentlich? Rev. Dr. Malcolm Brown schreibt unter der Überschrift "Good religion needs good science": "When a big new idea emerges which changes the way people look at the world, it’s easy to feel that every old idea, every certainty, is under attack and then to do battle against the new insights. The church made that mistake with Galileo’s astronomy, and has since realised its error. Some church people did it again in the 1860s with Charles Darwin’s theory of natural selection."

Browns Text folgt den üblichen Argumentationsschemen; Dinge, die schon anderswo hunderte Male gesagt wurden. Es gäbe keinen Konflikt zwischen Darwins Selektionstheorie und dem Christlichen Glauben*, die aktive Anwendung der Selektionstheorie auf Menschen war ein schlimmes Misverständnis**, etc. pp. Sogar zwei Bibelstellen führt Brown an: Jesu Aufforderung an seine Jünger, die Vögel und die Lilien auf dem Feld zu betrachten, sowie Johannes 16 Vers 12 und 13: "Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten." Darwin als geleitet vom Geiste der Wahrheit, der publik machte, was Jesus noch nicht zu sagen wagte - wenn das keine frohe Botschaft ist...

Hintergrund dieses Mea Culpa ist unter unterem die berühmte Auseinandersetzung zwischen Bischof Wilberforce und Thomas Henry Huxley im Jahre 1860. Die FAZ bemerkt dazu: "Die Geschichte ist bekannt: Eintausend Zuhörer hatten sich in dem Hörsaal des Naturgeschichtlichen Museums in Oxford eingefunden und lauschten nun der legendären Frage des Bischofs, ob Thomas Henry Huxley, der als Verteidiger der Evolutionstheorie in den Ring gestiegen war, über seine Großmutter oder den Großvater mit dem Affen verwandt sei. Die nicht weniger legendäre Antwort von Huxley lautete, dass er lieber einen Affen zum Großvater hätte als einen Mann, der seine Bildung und seinen Einfluss dafür einsetze, eine wissenschaftliche Diskussion ins Lächerliche zu ziehen. Kurzum: Huxley wollte lieber vom Affen als vom Pfaffen abstammen."

Heutzutage erscheint die ironische Frage des Bischofs jedoch geradezu artig im Vergleich zu dem zynischen Ton, der gegenüber Vertretern des Kreationismus oft angeschlagen wird. Wilberforce rezensierte Darwins Werk im übrigen einen Monat nach dem Zusammentreffen mit Huxley und attestierte Darwin eine "außergewöhnliche Klugheit". Und warum entschuldigt man sich eigentlich nicht auch gleich posthum bei Huxley? Im Entschuldigen scheint die CofE zumindest Übung zu haben. Die britische Ministerin Ann Widdecombe kommentiert: "It’s absolutely ludicrous. Why don’t we have the Italians apologising for Pontius Pilate? We’ve already apologised for slavery and for the Crusades. When is it all going to stop? It’s insane and makes the Church of England look ridiculous". Auch sonst scheint die Entschuldigung eher Kopfschütteln auszulösen.

Der Vatikan merkt an, dass man sich im Gegensatz zur anglikanischen Kirche nicht zu entschuldigen brauche. Darwin wurde nie verurteilt, Papst Pius XII. und zuletzt auch Johannes Paul II. hätten die Stichhaltigkeit vieler Punkte der Evolutionstheorie ausdrücklich bestätigt.

Einer Kanonisierung Darwins scheint eigentlich nichts mehr im Wege zu stehen. Zumindest wäre das wohl die PR-Aktion in seinem 150. Ehrenjahr.
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*Meine Meinung dazu habe ich zum Teil hier wiedergegeben.

** Man könnte sich fragen, warum Darwins Selektionstheorie eigentlich nicht auf Politik und Soziologie angewendet werden sollte , wenn andererseits nichts in den Geisteswissenschaften Sinn ergibt, außer im Lichte der Biologie

Sonntag, 24. August 2008

Top Secret: Saurier in Sachsen-Anhalt

Unweit meines Heimatstädtchen wurden in einem Tagebau bei Bernburg offenbar sensationelle Spuren von Dinosauriern aus der frühen Trias entdeckt. Mit einem Alter von knapp 250 Millionen Jahren wären es die bisher ältesten Nachweise der Saurier. Allerdings wurden sie bereits im Juni gefunden, aus "Sicherheitsgründen" jedoch bisher geheim gehalten. Die für Laien nicht sichtbaren Spuren wurden im Block nach Halle in das Landesamt für Archäologie gebracht. Landes-Archäologe Dr. Harald Meller hält sich bedeckt. Auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung, ob auch versteinerte Knochen gefunden wurden, meint er: "Zu Knochen sage ich gar nichts."

Dementsprechend scheinen in der Fachwelt Zweifel am Alter der Funde zu bestehen. Nicht zuletzt, da Meller Archäologe ist, und bei aller Interdisziplinarität dürfen ja nur Biologen, Geologen, Paläontologen und in Ausnahmefällen noch Biologiehistoriker in Evolutionsfragen mitreden. BILD Halle zitiert den Paläontologen der Universität Halle, Prof. Dr. Hartmut Haubold: "Dinosaurier kennt man nicht vor der Ober-Trias, das ist 20 Millionen Jahre nach Bernburg. Alles andere ist und bleibt Wunschdenken." Und Kollege Dr. Helmut Heinisch meint - fast etwas kutschera-esk: "Herr Meller sollte bei seinen Leisten bleiben und die Saurierforschung den Geologen überlassen. Sonst finde ich zur Strafe noch zwei weitere Originale der Himmelsscheibe."

Mitte September soll der Fund der Öffentlichkeit präsentiert werden.
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SPIEGEL Online: "Älteste Spuren von Dinosauriern entdeckt"
Naumburger Tageblatt: "Debatte um Spur der Saurier"
Volksstimme: "Sensationsfund bei Bernburg: Saurierspuren im Tagebau"
BILD Halle: "Und die Experten streiten sich" (Donnerstag, 21. August)

Montag, 18. August 2008

Das seltene Sonnensystem

Zu den in dem Dokumentarfilm Der privilegierte Planet erläuterten Argumenten gegen das sogenannte kopernikanische Prinzip gesellte sich jüngst ein weiteres hinzu, das die Entstehung unseres Sonnensystems betrifft.

Das Team um den Astronomen Edward Thommes von der Northwestern University in Evanstone/Illinois veröffentlichten in der jüngsten Ausgabe von Science das Ergebnis von Modellrechnungen zur Entstehung von Sonnensystemen. Demnach ist das "Fenster" für die Entstehung eines Systems wie des unsrigen im Zusammenspiel des Massenverhältnisses zwischen Stern und Staubscheibe und deren Viskosität erstaunlich klein:

“The solar system had to be born under just the right conditions to become this quiet place we see. The vast majority of other planetary systems didn’t have these special properties at birth and became something very different,” sagt Frederic A. Rasio, Professor für Physik und Astronomie an der Northwestern University.



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Astronomers Put Solar System In Perspective: Special Indeed

Dienstag, 29. Juli 2008

Beware! ID in the movies...

Vor eineinhalb Monaten hieß es zum US-Kinostart von The Happening auf Uncommon Descent: Another pro-ID movie opens on 2,986 theater screens. Und „...the Darwinists have no idea what will is yet to be unleashed on them in the culture war. They’ve only been sparring with the scouting parties so far.“



Mittlerweile ist The Happening auch in Deutschland gestartet, bzw. aus den meisten Kinos schon wieder raus. Die meisten Kritiken und Zuschauermeinungen waren erstaunlich schlecht. Ausgehend davon könnte man meinen, dass The Happening tatsächlich „basically a giant propaganda machine for intelligent design“ ist.

Was The Happening zum „Biggest Intelligent Design Movie of the year“ machen soll, ist letztenendes ein Satz: "It's an act of nature that we can't understand." Menschen, die sich seelenruhig von Löwen zerfleischen lassen oder unter Rasenmäher legen? Langweilig! Biologielehrer, die von Naturphänomenen reden, die nicht verstanden werden können? Der reinste Horror!

Aber es wird noch gruseliger: "Science will come up with a reason to put in the books but in the end it's just a theory. We fail to acknowledge forces at work beyond our understanding. To be a scientist, you must have a respectful awe for the laws of nature." Spätestens hier sollte man automatisch die Geigenakkorde aus der berühmten Psycho-Duschszene hören. Die Wissenschaft kann nicht alles erklären? Es gibt Phänomene, die wir vielleicht nicht erklären können, die wir aber trotzdem respektieren sollten? Das kann nur böse Pseudowissenschaft vom Schlage des Intelligent Design sein!

Ausgerüstet mit dieser Argumentation erkennt der Reviewer natürlich eindeutige Anzeichen für die antiquierte Moral der IDler: Alma, die Frau des Protagonisten, will noch keine Kinder mit ihrem Mann, was sie böse macht (was nirgendwo im Film behauptet wird). Da fragt man sich, ob sämtliche Horrofilme verkappte ID-Promo-Maschinen sind, da die promiskuitivsten Teenager in diesen Filmen stets die ersten Opfer sind; ein Klischee, das in der Scream-Reihe parodiert wurde.

Am Ende des Films ist Alma tatsächlich schwanger und teilt das freudig ihrem Mann mit. io10.com kommentiert das folgendermaßen: „At last, Alma is doing what "nature" and "evolution" want her to do.“ Die wirkliche Ironie liegt hier eher darin, dass dieser Satz auch sehr gut ohne die Anführungszeichen funktioniert.

Montag, 14. Juli 2008

"Die Wissenschaft ist ein hartes Business"

Wer sich auch nur ansatzweise für die ID/Evolutionsthematik interessiert, wird es wohl längst mitbekommen haben: Ulrich Kutscheras kontroverse Attacke der Geisteswissenschaften (im Original hier zu lesen), den auch die Süddeutsche in einem lesenswerten Artikel kommentiert hat.

Als ID-Befürworter muss man das also nicht mehr kommentieren. Selbst den Semi-Geisteswissenschaftler in mir drängt es nicht zu einer Stellungnahme. (Einerseits hat man als Filmwissenschaftsstudent nicht unbedingt das Gefühl, etwas wirklich wichtiges und fundamentales zum Geschick der Menschheit beizutragen, und wenn man nicht extrem faul ist, ist es auch praktisch unmöglich, schlechte Zensuren zu bekommen. Andererseits sind 'film studies' auch nicht gerade repräsentativ für die Geisteswissenschaften.) Interessant fand ich in dem Zusammenhang nur einen Beitrag der NZZ online über Alfred Russell Wallace, in dem Kutschera zu Wort kommt.

Kutschera setzt sich für die Rehabilitation des heute eher unbekannten Mitentdecker der Evolutionstheorie ein. Als einen der Gründe für die mangelnde Anerkennung führt er Wallace´ späte Spiritualität an, aus der er öffentlich keinen Hehl machte. Weltanschaulich ging Wallace praktisch den entgegengesetzten Weg von Darwin - vom Materialisten zum religiösen Spiritualisten. "Die Wissenschaft ist ein hartes Business", meint Kutschera. "Wenn Sie da mit Spiritismus kommen, ist es mit Ihrer Anerkennung vorbei." Da fragt man sich: Ist die Wissenschaft ein "hartes Business", weil sie so eine Eigendynamik entwickelt hat, oder ist sie es, weil Menschen wie Kutschera sie zu so einem "harten Business" machen? In dem sie zum Beispiel ganze Forschungsbereiche diffamieren? Oder Wissenschaftlern aufgrund ihrer Ansichten die Wissenschaftlichkeit absprechen?

Aber darin liegt wohl nicht nur Ironie, sondern auch ein gewisser Trost: Nach eineinhalb Jahrhunderten ist man schon mal bereit, abgefallenen Materialisten zu vergeben.

Samstag, 28. Juni 2008

Alle Vögel fliegen hoch

Eine in Science veröffentlichte Erbgutanalyse von 169 Vogelarten bringt den Stammbaum der Vögel ins Wanken. Vogelarten, die aufgrund von Aussehen oder Verhaltensweisen als evolutionär verwandt angesehen wurden, sind es nach der Studie offenbar doch nicht.

Flamingos sind demnach nicht so nah verwandt mit Lappentauchern wie bisher angenommen, der Kuckuck nicht so nah mit anderen Landvögeln (passt ein bisschen zu seinem Image...). Dagegen zeigten sich Sperlingsvögel und Papageien als näherstehend als bisher gedacht.

Damit dürfte die Liste von Merkmalen und Lebensweisen, die als zufälligerweise mehrmals unabhängig voneinander entstanden gelten, wieder etwas länger werden.
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A Phylogenomic Study of Birds Reveals Their Evolutionary History

Erbgut-Analyse rupft Vogel-Stammbaum

Donnerstag, 26. Juni 2008

Freitag, 6. Juni 2008

Theodizee und 'Hypothese Gott'

Zwei Haupt-Argumentationen gegen ein theistisches Weltbild sind zum einen die sogenannte Theodizee, die problematische Annahme eines allguten, allmächtigen und allweisen Schöpfers in einer Welt, in der Übel und Ungerechtigkeit regieren, zum anderen die praktischen Erfolge einer naturalistischen Weltsicht, getreu der berühmten Antwort des französischen Forschers Laplace auf die Frage Napoleons nach dem Platz Gottes in seinen Theorien: "Sire, der Hypothese ,Gott' bedürfen meine Theorien nicht."

Auf den ersten Blick doch recht überzeugend, befinden sich diese beiden Argumentationsprinzipien auf den zweiten Blick an entgegengesetzten Enden eines Spektrums von möglichen Antworten auf desselbe Thema: Wie gut funktioniert unsere Welt? Beziehungsweise: Könnte sie besser funktionieren, oder leben wir in der besten aller möglichen Welten?

Offensichtlich funktioniert diese Welt mehr oder weniger gut ohne das Eingreifen eines höheren Wesens, eines 'Superintellekts' oder 'Overminds'. Wie gut die Welt ohne diese Annahme funktioniert, erscheint für eine Argumentation gegen diese Annahme zunächst unerheblich. Logisch gesehen muss man jedoch sagen: Je besser etwas ohne Annahme X funktioniert, um so stärker ist das Argument gegen Annahme X. Wäre die Welt, in der wir leben, gerechter, besser und schöner, wäre die Position derjenigen gestärkt, die sagen: Wir können auch ohne Annahme X - sprich Gott - eine gerechtere, bessere, schönere Welt schaffen/haben - und wenn wir Gott dazu nicht brauchen, wozu sollten wir dann seine Existenz erwägen?

Je ungerechter, schlechter, hässlicher andererseits unsere Welt wäre, um so mehr greift die Theodizee: Eine so ungerechte, schlechte, hässliche Welt kann kein guter, mächtiger und weiser Gott geschaffen haben - wozu sollte man also dessen Existenz erwägen? (Gott ist sozusagen in einer Lose-Lose-Situation.)

Während also die Ungerechtigkeiten und Übel dieser Welt (so subjektiv sie auch oft sein mögen) die Theisten intellektuell herausfordern, da sie als potentielle Falsifikationen ihrer Position erscheinen, sehen sich Atheisten in ihrem Weltbild bestätigt, egal was da komme.

P.M. - Paradoxe Mischung

Das populärwissenschaftliche Magazin P.M. überrascht mich in letzter Zeit immer wieder. Auf der einen Seite gibt es oft erstaunlich faire Beiträge zu Ursprungsfragen oder sogar religiöse Themen – da findet sich sogar mal Lennox´ Hat die Wissenschaft Gott begraben? unter den Buchtips – auf der anderen Seite erschreckend schlampig bis überhaupt nicht recherchierte Brachial-Polemik gegen den Kreationismus, den Public Enemy Nr 1. In Heft 05/2006 (Mit Gott gegen die Evolution) behauptete man sogar allen Ernstes: Wenn das "Bollwerk" Evolutionstheorie ("nach Meinung der meisten Wissenschaftler die wichtigste Bastion eines humanistisch-freiheitlichen Weltbilds") fällt, "ist es wohl auch nicht mehr weit bis zur Ächtung von Linken, Homosexuellen, Abtreibungsgegnern (sic!) oder anderen Menschen mit abweichenden Meinungen oder Verhalten".

Ein Beispiel für ersteres war ein Interview mit dem Philosophen Robert Speamann in Ausgabe 4/08. (Dementsprechend vorhersehbar natürlich auch das Aufheulen der Meute im Leserbriefbereich der aktuellen Ausgabe. Da wird Religion mit der Sehnsucht nach dem Schlaraffenland gleichgesetzt und gleichzeitig tumbes Atheistenbashing beklagt)

Das absolute Negativbeispiel ist dagegen ein kurzer Artikel auf Seite 18 des Juni-Hefts - "Kreationismus - Die Lügen", ironischerweise unter dem Label 'Wissenschaft auf dem Prüfstand': „Mit einem „Atlas der Schöpfung“ wollen Kreationisten Darwin widerlegen. Sie verfechten den biblischen Schöpfungsglauben, nach dem Gottvater die Lebewesen vor 4000 Jahren (sic!) geschaffen hat („Intelligent Designer“).

Dass sich praktisch alle deutschen Kreationisten von Harun Yahya und seinem Atlas deutlich distanzieren, interessiert hier nicht. Es sind „Die Kreationisten“, basta. Warum so einen guten Punkt durch differenzierte Berichterstattung schwächen? Zu den 4000 Jahren muss man wohl nicht mehr viel Worte verlieren. Egal wie lächerlich, bedrohlich oder sonstwie man Kurzzeitkreationismus finden mag, für ein populärwissenschaftliches Magazin ist so ein schlampiger Fehler einfach ein Armutszeugnis. Vor allem, wenn man den, über den man schreibt, des notorischen Lügens beschuldigt.

Abschließend heißt es in diesem Artikel: "Woher beziehen Kreationisten ihren Glauben, dass Wissenschaftler die Existenz Gottes leugnen? Das Gegenteil ist der Fall, für viele Forscher bedingen und ergänzen sich Wissenschaft und Religion. Beispiel Max Planck*: Je mehr er in die Rätsel der Quantenphysik eindrang, desto ehrfürchtiger und gläubiger wurde er." Tja, woher wohl? Vielleicht von Leuten wie Dawkins? Von diversen Blogs, auf denen jeder dritte Post irgendeine Strichmännchenkarikatur ist? Von stolz veröffentlichten Atheistenquoten unter Biologen? Schon ziemlich paranoid, diese Kreationisten...

* Mit der Religiosität Plancks hat sich W.E. Lönnig auf seiner Internetseite auseinandergesetzt: Max Planck zum Thema Gott und Naturwissenschaft

Sonntag, 4. Mai 2008

ID und E.T.

Wenn man davon ausgeht, dass das Leben auf der Erde allein durch auf Materie einwirkende blinde Naturkräfte entstanden ist, dann spricht nicht viel dagegen, dass dieser Vorgang nicht auch anderswo im Universum passiert ist, passiert und passieren wird. Im Gegenteil, der Nachweis von Leben außerhalb und unabhängig der Erde würde der Theorie einer chemischen Evolution sehr entgegenkommen. Immerhin beschäftigen sich Naturwissenschaften nun mal mit Vorgängen, die jederzeit reproduzierbar sind – und nicht einmalig oder höchstgradig unwahrscheinlich. Eine belebte Erde inmitten steriler, lebensfeindlicher Weiten des Universums wäre in etwa wie ein Experiment, dass nur ein einziges Mal irgendwann 1972 in einem einsamen Labor irgendwo in Aserbaidschan geglückt ist – und sonst nie wieder. Nur eine weitere Reproduktion würde dem Experiment Leben den anrüchigen Status des Skurrilen nehmen.*

Wie sieht es aber aus, wenn man oben genannte Voraussetzung nicht als selbstverständlich und für alle Zeiten unangreifbar ansieht? Prinzipiell könnte man das Motto 'Was einmal auf der Erde passieren konnte, muss auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten passiert sein' ohne weiteres auch auf das Intelligent-Design-Paradigma übertragen – Was einmal auf der Erde designt wurde, könnte auch woanders designt worden sein.

Andererseits wäre Einmaligkeit jedoch ein sehr starkes Design-Signal, vor allem in Kontrast zu einer Vielzahl von Möglichkeiten. Ein verliebter Jugendlicher in einem Wald beispielsweise, der seine Liebe in Form eines in Baumrinde geschnitzten Herzens mit Initialen von sich und seiner Angebeteten signalisieren möchte, wird dies im Normalfall nur an einem Baum tun. Allerdings wahrscheinlich eher aus ökonomischen Gründen, immerhin wäre ein Beschnitzen aller Bäume des Waldes ein enormer Aufwand. Für seine Mitmenschen würde ein Herz an allen Bäumen des Waldes vielleicht die Intensität des Signalisierten verstärken, sich allerdings nicht auf das Erkennen des Signals an sich auswirken.

Anders wäre der Fall, wenn unser Jugendlicher der letzte Mensch auf der Erde wäre. Er könnte seine Botschaft höchstens noch irgendwelchen außerirdischen Wesen signalisieren, die vielleicht mal mit ihrem Ufo in dem Wald landen. Eine Schnitzerei an jedem Baum des Waldes könnte dann jedoch bei diesen Aliens, die menschliche Zeichen wie Herzen und Buchstaben nicht kennen, den Eindruck erwecken, dass eine solche Schnitzerei ein ganz natürlicher Teil eines irdischen Baumes sei – so wie Blätter und Äste. Je mehr Bäume eine solche Schnitzerei hätten, umso stärker wäre dieser Eindruck.

Hätte der gesamte Wald nur noch einen einzigen gesunden Baum mit grünen Blättern, während alle anderen Bäume verdorrt wären, und hätte der Jugendliche sein Herz in genau diesen Baum geritzt, könnte die Schlussfolgerung der E.T.´s dieselbe sein – Irdische Bäume haben, wenn sie viele Äste und grüne Blätter haben, natürlicherweise auch solche Linien in der Rinde.

Das stärkste Design-Signal ist vorhanden, wenn nur ein einziger Baum des Waldes die Schnitzerei hat, und wenn alle anderen Bäume diesem Baum bis auf die Schnitzerei gleichen. So betrachtet stellt die Entdeckung vieler erdähnlicher Planeten im All an sich keine Herausforderung des ID-Paradigmas dar, möglicherweise sogar eher das Gegenteil. Erst wenn man nicht selbstverständlich voraussetzt, dass erdähnliche Planeten automatisch erdähnliches Leben tragen könnten, und das Leben auf dem entsprechenden Planeten unabhängig von dessen vorausgesetzten Bedingungen nachweist, wäre das Design-Signal des Lebens auf der Erde ernsthaft in Frage gestellt.**

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* Ein Sonderfall wäre hier der Nachweis von Lebewesen auf der Erde, die sich stark von allen bisher bekannten Lebewesen unterscheiden und unter evolutionistischer Voraussetzung für eine zweite, unabhängige chemische Evolution sprechen würden.

** Das gilt nicht, wenn man von einem Design via Naturgesetze ausgeht. Da die Herkunft der Naturgesetze offensichtlich aber so oder so erfolgreich ignoriert werden kann, wäre ein solches Design schwieriger zu erkennen und plausibel zu machen.

Montag, 14. April 2008

Da steppt die Koralle

Wo ich thematisch grad unter Wasser bin: Hier auch noch ein Hinweis auf einen sehr lesenswerten Artikel von Georg Menting.

Sonntag, 13. April 2008

Der besondere Film

Bedingt durch Umzug und diverse Renovierungsarbeiten bin ich in den letzten Tagen leider nicht zum bloggen gekommen. Deshalb auch hier nur ein kleiner Filmtip.

Am Donnerstag startete der Dokumentarfilm Sharkwater in einigen (leider zu wenigen) deutschen Kinos. Regisseur ist der Tauchlehrer und Meeresbiologe Rob Stewart. Er hatte ursprünglich einen schön fotografierten Film über Haie im Sinn, während der Dreharbeiten kam er jedoch Industriellen in die Quere, die ihr Geld mit Haifischflossen verdienen, und so wurde aus dem Film ein Real-Life-Thriller, der Regisseur und Crew oft in tödliche Gefahr brachte. (Hier ein Interview mit dem Regisseur)

Grundanliegen des Films ist es, das allgemeine Image von Haien als grausame Tötungsmaschinen zu korrigieren und ein Bewusstsein für ihren Schutz zu schaffen. Beispielsweise sterben jährlich mehr Menschen durch Küchenunfälle oder Blitzschlag als durch Haie. Zumindest haben Haie kein besonderes Interesse an Menschen. Szenen wie zum Beispiel im James-Bond-Film "Leben und sterben lassen", wo ein paar Tropfen menschliches Blut im Wasser Haie zu unbarmherzigen Killern werden lassen, entsprechen nicht der Realität.*

Aber warum haben Haie eigentlich dieses Image? Als erstes fallen den meisten da wohl Steven Spielbergs "Jaws" (Der weiße Hai)** und Filme wie den oben genannten ein. Und sicherlich ist der Hai in solchen Filmen nicht zuletzt aus dramaturgischen Gründen auf das möglichst pure Böse, den schwimmenden Sensenmann, reduziert. Aber es ist vielerlei Hinsicht auch die Auswirkung eines evolutionistischen Weltbilds, das immer wieder die monströse, unbarmherzige Seite der Natur betont, das 'Fressen und gefressen werden'. Dass ein millionen-Jahre-altes Erfolgsmodell dieses ewigen Kriegs der Natur dem Menschen seinen Spitzenplatz in der Nahrungskette streitig macht, passt da nur zu gut ins Bild.

* Auch Piranhas sind wesentlich weniger aggressiv als es im Bondfilm "Man lebt nur zweimal" angedeutet wird.

** Wenn ein Tier wie der Hai, das noch lebt und erforscht werden kann, so falsch dargestellt wird, dann kann man sich auch ungefähr ausrechnen, wie realistisch die blutrünstigen Saurier in Jurassic Park sind.

Dienstag, 25. März 2008

Imagine

"Imagine there's no Heaven, It's easy if you try. No Hell below us, Above us only sky", sang John Lennon 1971 in einem der bekanntesten Songs aller Zeiten, "Imagine all the people Living for today. Imagine there's no countries, It isn't hard to do, Nothing to kill or die for, And no religion too."

Das Lied wurde zu einer Hymne der Friedensbewegung und suggeriert, dass Religion an sich genauso wie Nationalismus immer Gründe für Morde und Kriege liefern wird und damit ein Hemmnis für wirklichen Frieden ist. Eine derartige Auffassung hält sich bis heute bei vielen, nicht zuletzt aufgrund verschiedener politischer Entwicklungen (dazu auch hier). In manchen Foren sieht man beispielsweise als Signatur ein Bild der WTC-Türme mit der Unterschrift "Imagine no Religion".

Dass so eine Sichtweise selektiv, und damit bestenfalls naiv ist, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Gäbe es in einer Welt ohne Religion tatsächlich beispielsweise keine Selbstmordattentate? Sogenannte Amokläufer beweisen in trauriger Regelmäßigkeit das Gegenteil. Das Wort Amok kommt eigentlich aus dem Malaiischen und bedeutet ursprünglich einen Angriff aus blinder Wut heraus. Was in Medien oft als Amoklauf bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit jedoch eher ein geplantes Massaker, ein Selbstmordattentat, das sich von beispielsweise al-Qaida-Attentaten nur durch den Grad an Planung unterscheidet.* Worin genau unterscheidet sich ein Islamist, der mit einem Bombengürtel in ein Café geht, von einem jugendlichen Atheisten, der mit einem Arsenal an Waffen unter dem Mantel in seine Schule geht?

Das Phänomen der sogenannten Schulmassaker ist - entgegen dem, was "Bowling for Columbine" suggeriert - ein internationales, wie Massaker in Schottland, Kanada, Japan, Deutschland und zuletzt Finnland (November 2007) beweisen. Und es ist wohl kaum weniger bedenklich als die Gefahr durch religiöse Extremisten. Die Täter sind ohne Ausnahme alles andere als religiös.**

Aber auch im globalen Rahmen ist die Formel "Imagine no religion = Imagine all the people, Living life in peace ..." höchstwahrscheinlich nicht so simpel wie sie viele denken. Laut dem Ethnologen Günther Schlee beispielsweise ist die Ursache für Konflikte und Kriege eher der Kampf um Recourcen im allgemeinen, für den Religionen und Ethnien instrumentalisiert werden.
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* Im Tagebuch von einem der beiden Todesschützen von Littleton (1999) findet sich beispielsweise die Fantasie, ein entführtes Flugzeug über New York abstürzen zu lassen.

** Das Tagebuch des Attentäters von Emsdetten enthält folgenden Eintrag: "Warum soll ich mich noch anstrengen irgendetwas zu erreichen, wenn es letztendlich sowieso für'n Arsch ist weil ich früher oder später krepiere? Ich kann ein Haus bauen, Kinder bekommen und was weiss ich nicht alles. Aber wozu? Das Haus wird irgendwann abgerissen, und die Kinder sterben auch mal. Was hat denn das Leben bitte für einen Sinn? Keinen!"

Und zur oft geäußerten Auffassung, dass ein an sich sinnloses Leben den Sinn hat, den man ihm gibt (Leere ist Fülle, für den, der sie sieht, etc. pp.): "Nein, es gibt für mich jetzt noch eine Möglichkeit meinem Leben einen Sinn zu geben, und die werde ich nicht wie alle anderen zuvor verschwenden!"

Dienstag, 18. März 2008

"Der privilegierte Planet" ist da!

Der privilegierte Planet ist endlich als DVD und VHS bestellbar!

Einen Trailer zum Film gibt es hier online zu sehen!

Donnerstag, 13. März 2008

Die ewige Qualle

1999 entdeckte Ferdinand Boero, ein Meeresbiologe an der italienischen Universität Lecce, eine Quallenart - Turritopsos nutricula - die eine scheinbar unbegrenzte Lebensdauer erreichen kann.

Die Zellen der Qualle dedifferenzieren sich, sie verlieren also den differenzierten Status von Nerven- und anderen Zellen und kehren in einen Zustand zurück, der - einfach gesagt - der sehr frühen Kindheit der Qualle entspricht"
(siehe hier oder hier)

Wird Turritopsos nutricula nicht gefressen oder an Land gespült, kann sie nach bisherigen Erkenntnissen offenbar potentiell ewig leben. Man nimmt heute an, dass es Quallen bereits vor rund 500 Mio Jahren gab, zumindest deuten aktuelle Fossilfunde darauf hin, nach denen die Quallen ihr Aussehen kaum verändert haben.

Da stellt sich die Frage, inwieweit ein Lebewesen, dass plötzlich in der Erdgeschichte auftaucht und, zumindest theoretisch, seit damals unverändert existiert, nicht den Bannspruch 'descent with modification' außer Kraft setzt, da es sich in dem Punkt eigentlich nicht von einem menschlichen Artefakt wie z.B. einer Uhr unterscheidet...

Freitag, 7. März 2008

Dawkins sagt das D-Wort


Ein Coup von Expelled - dessen Starttermin von Darwins Geburtstag auf den Tag vor seinem Todestag, den 18. April, verschoben wurde - scheint laut einigen Teilnehmern einer Preview, die am Dienstag stattfand, ein Interview mit Richard Dawkins zu sein, in dem dieser zugibt, dass er es für möglich hält, dass Aliens das Leben auf der Erde designt haben könnten, nicht aber Gott.

Jack Cashill meint beispielsweise:

One highlight among many is Stein´s one-on-one interview with Richard Dawkins, the dashing Brit who has made a small fortune as the world´s most visible neo-Darwinist.

To his credit, and to the utter discomfort of the public education establishment, Dawkins does not shy from discussing the atheistic implications of Darwinism.

Indeed, Dawkin´s anti-deity call to arms, The God Delusion, has sold more than a million copies worldwide. Where Dawkins wanders into a black hole of his own making is in his discussion of the origins of life on earth.

To Stein´s astonishment, Dawkins concedes that life might indeed have a designer but that designer almost assuredly was a more highly evolved being from another planet, not "God".


Und Joseph Farah, Gründer der Seite WorldNetDaily.com (und auf Uncommon Descent wegen seines Glaubens an überlebende Dinosaurier umstritten) schreibt:

It turns out some of the most hardened, doctrinaire anti-design zealots in the scientific establishment – people like Richard Dawkins, author of "The God Delusion" and, coincidentally, the de facto leader of the worldwide atheist movement – aren't really opposed to the notion of design at all. They just can't accept God as the designer.

You will hear some of the world's most celebrated evolutionists admit design is possible – just not by the hand of God.

They will attribute the possibility of design to visitors from other planets and even to crystals. The two things they cannot tolerate are consideration of God's role and any of their colleagues deviating from their own ideas about origins.


Hier noch eine weitere Rezension. Wann Expelled in deutschen Kinos zu sehen sein wird, ist noch offen.

Donnerstag, 6. März 2008

Menschen sind auch nur Fische

Mal wieder eine nette Geschichte auf Darwin says just so: Schluckauf ist ein evolutionäres Erbe aus unserer maritimen 
Vergangenheit. Siehe hier oder hier. Zitat:
The problem is that the brain stem originally controlled breathing in fish; it has been jerry-rigged to work in mammals. Sharks and bony fish all have a portion of the brain stem that regulates the rhythmic firing of muscles in the throat and around the gills. The nerves that control these areas all originate in a well-defined portion of the brain stem. We can even see this nerve arrangement in some of the most primitive fish in the fossil record. Ancient ostracoderms, from rocks over 400 million years old, preserve casts of the brain and cranial nerves. Just as in living fish, the nerves that control breathing extend from the brain stem.

This works well in fish, but it is a lousy arrangement for mammals. In fish the nerves that control breathing do not have to travel very far from the brain stem. The gills and throat generally surround this area of the brain. Mammals have a different problem. Our breathing is controlled by muscles in the wall of our chest and by the diaphragm, the sheet of muscle that separates chest from abdomen. Contraction of the diaphragm controls inspiration. The nerves that control the diaphragm exit our brain just as they do in fish, and they leave from the brain stem, near our neck. These nerves, the vagus and the phrenic nerve, extend from the base of the skull and travel through the chest cavity to reach the diaphragm and the portions of the chest that control breathing. This convoluted path creates problems; a rational design would have the nerves traveling not from the neck but from somewhere nearer the diaphragm. Unfortunately, anything that interferes with one of these nerves can block their function or cause a spasm.

Eigentlich ist es nicht so, dass man diese Erklärung für den Schluckauf unbedingt benötigt. Viele Wissenschaftler sehen ihn als für den Fötus notwendigen Reflex, der die Atemmuskulatur trainiert und ihn auf das Leben an der Luft vorbereitet. Die geschlossene Stimmritze verhindert dabei das Eindringen von Fruchtwasser. Nach der Geburt wird dieser Reflex nicht mehr benötigt und tritt auch immer seltener auf. Dass er überhaupt nach der Geburt noch auftritt, könnte innerhalb des ID-Paradigmas als Auswirkung von Degeneration gesehen werden.

Aber so hat man halt eine coole Story, vor allem auf Partys, wenn jemand Schluckauf bekommt.

Dienstag, 4. März 2008

Kommentare

Im Zuge des Re-Designs des Blogs habe ich festgestellt, dass laut Einstellungen nur registrierte Leser für Kommentare zugelassen waren. Da das eigentlich gar nicht beabsichtigt war, habe ich das mal geändert, so dass nun auch anonyme Kommentare in unbegrenzter Zahl möglich sind.

Montag, 3. März 2008

Lincoln geht, Hibiskus kommt

Nach über einem Jahr mehr oder weniger intensiven Bloggens hatte ich plötzlich das Bedürfnis, das Design des Blogs zu erneuern. Der gute "Honest Abe" hat also ausgedient. Sein im Stein verewigter Adlerblick hebt sich zwar gut von den umgebenden Felsformationen ab, und auch durch sein Engagement gegen die Sklavenhaltung und seinen gewaltsamen, oft märtyrerhaft verklärten Tod war er an sich kein schlechtes Symbol für ID. (Vorsicht, Ironie!) Aber letztendlich wirkte er auch ein bisschen wie eine Metapher für den Designer, und das wäre dann doch ein bisschen zuviel des Guten.

Aber was ist ein gutes Symbol für Intelligent Design? Der Geißelmotor wirkt mittlerweile etwas abgenutzt. (Zudem steht er für sich genommen weder für Evolution noch für ID, und wie sich die Konnotation eines Begriffes durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit verlagern kann, zeigt ein Artikel von Reinhard Junker sehr schön) Da Blüten, vor allem die des Hibiskus (den manche Wissenschaftler auch für die mysteriöse, alttestamentarische "Rose of Sharon" halten) mich oft an Satschüsseln erinnern, welche wiederum im Zuge von SETI für die Suche nach außermenschlicher Intelligenz stehen - und Blüten an sich Musterbeispiele für fasznierendes Design sind - habe ich mich für eine Hibiskusblüte entschieden. Zu sehen ist auch der Große Orionnebel M42.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Teleologisches Denken - Gefahr oder Gewinn?

Vor einiger Zeit fiel mir ein sehr interessantes Büchlein in die Hände – „Der Mensch und die naturwissenschaftliche Erkenntnis“ von Walter Heitler aus dem Jahre 1962. Heitler (1904 bis 1981) war ein deutscher Physiker und unter anderem zusammen mit Hans Bethe an der Entwicklung der Theorie der Bremsung von Elektronen (Bethe-Heitler-Formel) durch Materie beteiligt. Das Anliegen seines Buches lässt sich eigentlich mit einer im Vorwort zur ersten Auflage formulierten Frage beschreiben: Wie können wir verhindern, dass diese materialistische Wissenschaft, die wir ja auch so dringend brauchen, gleichzeitig unser geistiges Leben vernichtet?

Oder etwas ausführlicher formuliert auf Seite 2:
Mit Hilfe der Wissenschaft ist es so viel leichter, Leben zu schädigen und zu zerstören, als Leben zu schaffen, daß – so scheint es – etwas von dieser Tendenz in der heutigen Wissenschaft selbst enthalten sein muß. Die Technik entspringt eindeutig aus der Wissenschaft. Konsequenterweise sollten wir also nicht nur von einer Dämonie der Technik, sondern auch von einer Dämonie der Wissenschaft schreiben. Worin liegt diese Dämonie?"

Im Kontext der Zeit, in dem das Buch entstand, erscheint dieses Anliegen mehr als verständlich. Die Folgen der Nutzung atomarer Energie waren sowohl zivil als auch militärisch nicht absehbar und flößten nicht zuletzt aufgrund des Kalten Krieges vielen Menschen Furcht ein. Hiroshima und Nagasaki lagen gerade mal 17 Jahre zurück und die Auswirkungen waren noch umstritten. (Heitler erwähnt Berichte, nach denen die Folgen von Mutationen für Nachkommen von, der Strahlung ausgesetzten Eltern zwischen 15 % und 0 % (!) schwanken) Kernkraftwerke wurden gebaut („Aus Furcht, unsere Energiequellen würden [...] bald versiegen, fangen wir an, Kernkraftwerke zu bauen, obwohl bis jetzt niemand weiß, wie man den radioaktiven Abfall beseitigen kann), vor allem aber strebte die atomare Aufrüstung im Zuge des Kalten Krieges einer scheinbar schwer aufzuhaltenden Konfrontation entgegen, die 1962 mit der Kuba-Krise auch nur um Haaresbreite vermieden wurde.

Angesichts dieses allgegenwärtigen Gespenstes eines nuklearen Holocausts war die Frage nach einer der Technik respektive Wissenschaft selbst innewohnenden Dämonie sehr verständlich. Immerhin waren es Amerikaner – und nicht Nazis oder Sowjets – die Atombomben über bewohntem Gebiet zur Explosion brachten; und es war ein Pazifist wie Einstein – dem sogar Schachspielen aufgrund des kompetitiven Geistes zuwider war – der eine nukleare Aufrüstung ausdrücklich befürwortete. Es gab nur zwei Fronten, und beide schienen zum Einsatz der vernichtenden Technik jederzeit bereit. (Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem 11. September ist es mittlerweile wesentlich leichter, Wissenschaft und Technik von dieser Dämonie freizusprechen und das Augenmerk auf die Ideologien der benutzenden Parteien zu lenken, siehe Dawkins und Co.

Heitler streift bei seinem Versuch einer Antwort in zwei Kapiteln die Geschichte der Wissenschaft, die sich, ausgehend vom menschlichen Geist, der nun mal in Kategorien von Qualität und Teleologie funktioniert, immer mehr zu einer ausschließlich kausalen, differentiellen, quantitativen und deterministischen Sichtweise bekannte. Interessant fand ich dabei vor allem Goethes Widerstand gegen die rein quantitativ ausgerichtete Farbenlehre Newtons. (Die sehr gut in einem Gedicht Goethes zum Ausdruck kommt:

Möget ihr das Licht zerstückeln,
Farb´um Farbe draus entwickeln,
Oder andre Schwänke führen,
Kügelchen polarisieren.
Daß der Hörer ganz erschrocken,
Fühlet Sinn und Sinne stocken.
Nein, es soll euch nicht gelingen.
Sollt uns nicht beiseite bringen;
Kräftig wie wirs angefangen,
Wollen wir zum Ziel gelangen.
)

Goethe versuchte sich an einer Farbenlehre, die davon ausgeht, dass qualitativ empfundene Farben wie Grün oder Rot objektive Größen sind, und nicht nur Interpretationen (sprich Illusionen) des Gehirns eines quantitativ beschreibbaren Licht-Substrats. In dem Zusammenhang merkt Heitler an:

Es wäre z.B. ein Trugschluß, wenn wir sagen würden: „Die Farben existieren nicht, wenn kein Lebewesen da ist, das sie sehen kann, folglich existieren Farben nur in Lebewesen.“ Mit der gleichen Logik könnten wir schließen: „Elektromagnetische Wellen existieren nicht, wenn keine Wesen da sind, die sie messen können.““

Natürlich hat sich eine ausschließlich kausal-differentiell-quantitativ-deterministisch orientierte Wissenschaft letztendlich durchgesetzt, und ihr Erfolg ist das stärkste Argument für sie. Erfolg ist allerdings auch ein relativer Begriff, vor allem wohl in Anbetracht von „Errungenschaften“ wie der Atombombe. Und einhergehend mit Heitlers Betrachtungen zu Goethes Farbenlehre, die auch nach Goethe weiterentwickelt wurde, stellt sich die Frage, inwieweit eine 'andere' Wissenschaft nicht nur möglich, sondern vielleicht auch noch erfolgreicher beziehungsweise erfolgreich in einem anderen Sinn gewesen wäre...

In einer inflationären Ausbreitung und ausschließlichen Anwendung dieser wissenschaftlichen Methode, die konträr zum menschlichen Empfinden ist (Qualität statt Quantität, Teleologie statt Determinismus) auf Gebiete, in die sie nicht angebracht ist, sieht Heitler dementsprechend logischerweise die Gefahr, die von der heutigen Wissenschaft und Technik ausgeht. Bleibt nur die entscheidende Frage: Wo genau ist diese Methode nicht angebracht?

Die kausal-deterministische Methode hat sicher keinen oder nur einen höchst bescheidenen Platz für alles, was Menschen angeht. Es dürfte wohl noch eine Skala von Zwischenstufen geben, wo das Prinzip der Kausalität beschränkte Gültigkeit hat. Vermutlich gehört die Biologie hierzu. Was wir hier also feststellen können, ist, daß eine allgemeine auf das Prinzip des Determinismus gegründete „Weltanschauung“ jeder Grundlage entbehrt. Jede Anwendung auf Menschliches ist nicht nur von Übel, sondern auch gänzlich unberechtigt.

Der Biologie widmet sich Heitler in einem eigenem Kapitel. Grundsätzlich hält er zwar physikalisch-chemische Ursachen allein für nicht ausreichend zur Beschreibung der biologischen Realität (beispielsweise ist das Wachstum eines Blattes bis zu einer ganz bestimmten Größe nicht rein differentiell erklärbar, wie etwa das Wachstum eines Kristalls), jedoch stellt er 'common descent', eine Entwicklung der höheren Lebewesen aus niederen, nicht in Frage.

(Interessant ist allerdings, wie zeitlos folgender Satz wirkt: „Auf das Problem der Entstehung der ersten Zellen – etwa aus nicht-lebender Materie? - wollen wir gar nicht eingehen. Hierüber ist absolut nichts bekannt, und nicht einmal eine brauchbare Hypothese existiert.“)

Heitler vertritt eine Position, die heutzutage prinzipiell der von Michael Behe oder Mike Gene entspricht – und eindeutig als ID-Standpunkt gewertet werden kann! (Womit Heitler nicht posthum zum ID-Vorreiter erklärt werden soll. Die genauen Standpunkte verstorbener Personen sind eine heikle Angelegenheit, und man sollte wohl vorsichtig damit sein, sie für eigene Zwecke zu vereinnahmen.)

[...] Die außerordentliche Komplexität im Körperbau eines höheren Tieres schließt eine zufällige Entwicklung absolut aus. [...] Wenn aber in der Evolution kein Zufall herrscht, dann muß eben eine Art von Plan bestanden haben oder bestehen. In noch stärkeren Maße als die Morphologie zwingt uns die Evolution, teleologische Betrachtungen mit heranzuziehen. [...]
(Hervorhebungen im Original)

Heitler plädiert für ein Auseinanderhalten der „rein teleologischen Tatbestände und Gesetzmäßigkeiten“ und der „daran anschließenden mehr metaphysischen Rückschlüsse“ und zeigt das anhand des Beispiels der Archäologie: „Der Archäologe [...] fragt zuerst nach dem Zweck eines, vielleicht im Grundriß vorliegenden Bauwerks, eines Kanalstückes usw. [...] Dann kann er die zweite, weitere Frage nach dem Architekten stellen. Er kann Rückschlüsse auf seine technischen Fähigkeiten, seine geometrischen Kenntnisse, seinen künstlerischen Geschmack ziehen. [...]

Beide Probleme sind in der Biologie ungleich schwieriger. Man wird nicht von vornherein annehmen können, daß „Zweckmäßigkeit“ im selben Sinn zweckmäßig ist, wie es eine Maschine für uns ist; und erst recht nicht, daß der „Architekt“ der Lebewesen menschenähnliche Fähigkeiten hatte. Das alles muß ja gerade das Ziel unvoreingenommener Forschung sein.
(Hervorhebung nicht im Original)

Heitler plädiert hier bereits 1962 für eine unvoreingenommene Forschung, die teleologische Schlußfolgerungen nicht a priori ausschließt.

Es ist nicht einzusehen, weshalb eine derartig orientierte Forschung nicht genau so „wissenschaftlich“, wie die Verfolgung von Kausalgesetzen sein und mit der letzteren auf derselben Ebene stehen sollte. In beiden Fällen beschränkt man sich auf die Feststellung der Gegebenheiten, der planmäßigen oder der kausalen.“

Gegen den Einwand der metaphysischen Implikationen einer teleologisch orientierten Forschung führt Heitler an, dass auch die Kausalgesetze metaphysische Implikationen haben ('warum ist die Welt so, dass wir sie erforschen und verstehen können'): „Der Wissenschaftler wird die metaphysischen Fragen zunächst genauso ignorieren und ignorieren können, wie er das bisher bei den Kausalgesetzen, und mit Erfolg, getan hat. Wir können also keinerlei Einwand gegen eine teleologisch orientierte Wissenschaft erkennen.“ (Hervorhebung nicht im Original)

Heitler bespricht schließlich noch eine These von Niels Bohr, der das aus der Quantenmechanik bekannte Prinzip der Komplementarität auch in der Biologie vermutete. Das heißt, dass man nicht gleichzeitig eine genaue Kenntnis der materiellen Vorgänge und der Lebensvorgänge erlangen könne, beispielsweise indem man Lebensvorgänge auf molekularer Ebene nicht beobachten kann, ohne sie zu unterbrechen, sprich abzutöten. Bohrs Vermutung wurde von der Wissenschaftsgeschichte jedoch bekanntermaßen nicht bestätigt.

Bleibt noch anzumerken, dass Heitler offenbar kein Christ ist, und auch allgemein zur Religion ein eher distanziertes Verhältnis zu haben scheint. Aus dieser Richtung kommt seine Motivation also nicht.

Er resümiert:

Insbesondere sehen wir, daß wenig Berechtigung bleibt, in der Welt einen kausal ablaufenden Mechanismus zu sehen. Der Glaube an ein mechanistisches Universum ist ein moderner Aberglaube. [...] Der Hexenaberglaube hat zahlreiche unschuldige Frauen das Leben gekostet, auf grausamste Weise. Der mechanistische Aberglaube ist gefährlicher. Er führt in eine allgemeine geistige und moralische Verödung, und dieser kann leicht die physische Vernichtung folgen. [...]

Es wird meist behauptet, die Wissenschaft, die Suchen nach Wahrheit ist, sei weder moralisch noch unmoralisch, nur derjenige, der ihre Anwendungen in die Tat umsetzt, sei vor ethische Entscheidungen gesetzt. In Anbetracht unserer Ergebnisse können wir dieser Ansicht nur mit einem Vorbehalt zustimmen. Suchen nach Wahrheit kann gewiss nicht unmoralisch sein. Wir haben aber gesehen, daß die gegenwärtige Forschung vorwiegend in bestimmte, eng begrenzte Kanäle geleitet wird, und zwar in Kanäle, die sich immer mehr vom Menschlichen entfernen. Und dann tritt diese Wisssenschaft mit einem Totalitätsanspruch auf, sie will die einzige und ganze Wahrheit sein. Eine Teilwahrheit, die alles sein will, kann aber sehr wohl unmoralisch sein.

Liegt hierin vielleicht der Grund für die in der Einleitung genannte „Dämonie der Wissenschaft“? Jedenfalls enthält dieser Totalitätsanspruch die Gefahr, jede Ehrfurcht vor dem Leben zu zerstören.“

In diesem Punkt hat sich in den über vierzig Jahren nach Heitlers Buch erschreckend wenig verändert. Erschreckend - und traurig - vor allem, wenn man Heitlers Zielsetzung betrachtet, eine „Tür aufzustoßen“ für teleologische Ansätze in der Forschung.

Paradoxerweise wird heute ein Totalitätsanspruch der Wissenschaft oft gerade mit dem Verweis auf eine „Dämonie“ von teleologischen Ansätzen vertreten, wenn man sich beispielsweise die Schriften von Dawkins und Co. oder Pamphlete wie die Europarat-Resolution aus dem letzten Jahr ansieht. Die darin proklamierte Gefahr für Gesellschaft und Menschenrechte, die angeblich von einer teleologisch ausgerichteten Forschung ausgehen soll, ist diametral entgegengesetzt zu der Gefahr, die nach Meinung von Heitler von einer totalitär-kausal(istisch)en Forschung ausgeht. (Allerdings mit dem Unterschied, dass letztere nachvollziehbar und fundiert begründet wird.)

Nichtsdestotrotz ist es sehr interessant zu sehen, dass ID-Standpunkte auch vor der Entstehung des US-amerikanischen “ID-Movements“ - und in der post-darwinschen Ära - und auch von nichtreligiösen, renommierten Wissenschaftlern wie Walter Heitler vertreten wurde.

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WALTER HEITLER Der Mensch und die naturwissenschaftliche Erkenntnis (Vieweg Friedr. & Sohn Ver, 1961, 1962, 1964, 1966, 1984)

Dienstag, 26. Februar 2008

Physiozentrischer Masochismus

Katastrophenszenarien haben einen gewissen morbiden Reiz. Ebenso Post-apokalyptische Szenarien - Verwilderte Großstädte, Rehe auf Highways, die Freiheitsstatue im Sand versunken. In Literatur und Film haben derartige Dystopien längst ihre Berechtigung und teilweise Kultstatus, siehe "12 Monkeys" oder jüngst "I Am Legend".

Der Journalist und Autor Alan Weisman ist der düsteren Vision einer von heute auf morgen menschenleeren Erde in seinem Buch Die Welt ohne uns. Reise über eine unbevölkerte Erde sachlich-nüchtern nachgegangen. (übrigens weit oben auf meiner To-read-Liste und mit etwas Muße hier irgendwann rezensiert ;) Im November letzten Jahres erschien dazu ein Artikel in "Spektrum der Wissenschaft".

Man sollte meinen, dass die Vorstellung einer menschenleeren Erde Wasser auf den Mühlen und Öl in den Kehlen derjenigen ist, die eine auch nur ansatzweise anthropozentrische Weltsicht geißeln, wo sie nur können, nach dem Motto: 'Wir sind nur die Pest auf einem ansonsten wunderschönen Planeten, wir sind nichts besonderes (aber immer noch so besonders, um eine offensichtliche Verantwortung für alle anderen Lebewesen zu haben) nur das Abfallprodukt eines Zufallsprozesses, wir sind nicht so intelligent, wie wir meinen (aber immer noch so intelligent, um uns dessen bewusst zu werden), etc. pp.'

Aber weit gefehlt! Ein Leserbrief zum Spektrum-Artikel entlarvt, dass selbst die wohltuende Vorstellung einer menschenentleerten Erde heuchlerisch anthropozentrisch ist! Denn um sich eine menschenleere Erde vorzustellen, bedarf es - Sie ahnen die Anmaßung: Menschen!
Ich denke, dass sein Gedanke, "die Umweltprobleme durch seine Betrachtungsweise in neuem Licht zu sehen" nicht erreicht wird, weil er den Verursacher zu sehr in eine Zuschauerrolle setzt.

Wir sind der singende, tanzende, egozentrische Abschaum des Universums, schon allein aus dem Grund, weil wir zu dieser Erkenntnis uns selbst brauchen...
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Zu der Meinung des Leserbrief-Verfassers, "Für wen soll es denn ein schmerzlicher Verlust sein? - für alle "Kreaturen" auf unserem Planeten, bestimmt nicht": Meine Katze vermisst mich schon, wenn ich mal ein paar Stunden weg bin und sitzt dann am Fenster. Ich denke schon, dass sie mich auch vermissen würde, wenn ich plötzlich gänzlich von diesem Planeten verschwinden würde. Und das nicht nur, weil ich ihr was zu futtern gebe.

Es ist überhaupt interessant, dass die Natur immer als fragiles, interagierendes System dargestellt wird, in dem jede Art ihren Sinn und Platz hat, nur der Mensch nicht. Hat der Mensch also doch eine Sonderrolle? Warum sollte unser Morden, Foltern, etc. kein Teil der Natur sein? Oder andersherum formuliert: Muss sich eine Spezies, die durch ihre Intelligenz an der Spitze der Nahrungskette steht, nicht selbst dezimieren, weil es ja sonst niemand tut?

Wahrscheinlichkeit = 0,000001 %



Evolutionisten dürfte der Spot wohl kaum beeindrucken, denn denkt man an die riesige Zahl von Galaxien, Sonnensystemen und Planeten im Universum, dann passiert sowas eben. Irgendwie, irgendwann, irgendwo, ...

Freitag, 1. Februar 2008

System-Crash

Die Zeitschrift P.M. berichtet in ihrer neuesten Ausgabe von einem interessanten Forschungsergebnis, das sich aus der Analyse von Material der "Genesis"-Sonde ergibt, die bereits 2004 aufgrund technischer Defekte abstürzte. Geochemiker Bernard Marty verglich die molekulare Signatur der Proben, die geborgen werden konnten, mit denen anderer Proben. Mit einem erstaunlichen Ergebnis:

Danach stammten die inneren, festen Trabanten wie Venus, Erde, Mars aus dieser [ursprünglichen] Solarwolke, die Äußeren Gasriesen wie Jupiter, Saturn, Uranus aus einer anderen. Über die Ursachen gibt es nur Spekulationen: Ist unserer Sonnensystem in der Urzeit mit einem anderen kollidiert und hat die Giganten dabei eingefangen?

Samstag, 19. Januar 2008

Michael Caines Stimme in "Der privilegierte Planet"



Während im Februar, wie weiter unten berichtet, Expelled - No Intelligence Allowed in den Staaten anläuft, gibt es auch in Deutschland eine Premiere, und zwar die der deutschen Fassung von The Privileged Planet. Der Film sollte bereits im Dezember starten, musste jedoch verschoben werden.

Nichtsdestotrotz nimmt die Bearbeitung des Dokumentarfilms Formen an. Das deutsche Pendant zu Erzähler John Rhys-Davies (Der Herr der Ringe) ist Regisseur und Schauspieler Jürgen Thormann, seit über 40 Jahren die kongeniale deutsche Stimme von Sir Michael Caine, sowie von Ian McKellen und Max von Sydow.


Samstag, 12. Januar 2008

EXPELLED

Im nächsten Monat kommt Expelled - No Intelligence Allowed in die US-Kinos, eine Dokumentation über ID-Vertreter mit dem Autor und Komiker Ben Stein. Hier ein längerer Trailer:



Sowie ein kurzes Interview mit Ben Stein:

Freitag, 11. Januar 2008

Das Leben ist eine Zwiebel

Auf Uncommon Descent würde kürzlich auf eine Pflanzenstudie hingewiesen, die eine "tief verborgene" (deeply hidden) Ebene der transkriptionellen Regalution zutage brachte (Salk Institute). Der erste der zahlreichen Kommentatoren nannte die transkriptionelle Regulation an sich interessanterweise das "dunkle Materie"-Problem der Biologie.

So faszinierend solche Forschungsergebnisse sind, die Frage ist, ob immer tiefer liegende Ebenen der Komplexität an sich eher für den Entwicklungs- oder den Designgedanken sprechen. Den Forscher als solchen sollten solche verborgenen und noch auf ihre Erklärung harrenden Entdeckungen wohl so oder so beflügeln. Doch wie sieht es mit Forschern aus, die sich an bestimmte Theorien gebunden fühlen? Hier wird das Beflügeln oft von der Forschung im allgemeinen auf die Theorie im speziellen umgemünzt. Findet man, was man im Rahmen der Theorie erwartet, ist alles in Ordnung. Findet man etwas völlig anderes, ist auch alles in Ordnung, denn könnte man alles erklären, wäre man als Forscher ja arbeitslos. 'Natürlich habe die Evolutionstheorie noch Lücken', meinte jemand in einem Zeitungsartikel mal in etwa, 'deshalb stehen Evolutionsbiologen ja auch noch in Lohn und Brot'. So wirkt die Theorie heuristisch fruchtbar, obwohl es eigentlich die von jeder Theorie nackte Natur an sich ist, die heuristisch fruchtbar ist. Da ist dann der gemeine Wasserschlauch beispielsweise nicht etwa wegen seiner verstandenen Entwicklungsgeschichte ein Paradebeispiel der Evolution, sondern allein wegen seiner „bizarren Fresskünste".

Mittwoch, 2. Januar 2008

Das Aposematismus-Paradoxon

Meine Feiertags-Lektüre war, bzw. ist noch, Das Glück der Tiere von Burkhard Müller. Eine ausführlichere Rezension wird noch folgen. Was ich bisher allerdings schon als sehr positiv herausstellen kann, ist, dass Müller viele Beispiele für evolutionäre Sackgassen anführt, über die man noch nicht viel gelesen hat. (Wobei man ja offiziell eh nie viel über diese liest...)

Als Beispiel möchte ich das Problem der Warnfärbung nennen. Auf Seite 144 schreibt Müller:


Nebenbei bemerkt, ist natürlich jede Art von Warnfärbung ein besonders gutes Beispiel für die Unmöglichkeit des Anfangs. Es muss im ganzen Reich der Beutegreifer, welcher zoologischen Gruppen sie auch angehören mögen, eine wohl entwickelte Konvention geben, dass man von auffällig gefärbten Beutetieren besser die Zähne lässt, und zwar von vornherein: Hat jeder Räuber diese Erfahrung erst für sich zu machen, dann ist es für das arme Opfer, an dem er sich macht, meist schon zu spät. Räuber aber gibt es unendlich viele; die Warnfärbung muss jeden, bevor er sich den Appetit an ihrem Träger verderben kann, erst einmal durch ihre Auffälligkeit wie eine Zielscheibe anlocken. Die entsprechenden Verluste im Vorfeld künftigen evolutiven Gewinns können vielleicht von kompletten Spezies und Populationen ausgeglichen werden - wenn aber zunächst nur, wie es dem Wesen der Mutation entspricht, ganz vereinzelte Individuen das neue Merkmal tragen, so werden sie bevorzugt ausgemerzt: Es kann darum auf keinen Fall selektiert werden!


Ich wünsche allen Lesern ein schönes, gesundes und interessantes Jahr 2008!

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