Sonntag, 4. Mai 2008

ID und E.T.

Wenn man davon ausgeht, dass das Leben auf der Erde allein durch auf Materie einwirkende blinde Naturkräfte entstanden ist, dann spricht nicht viel dagegen, dass dieser Vorgang nicht auch anderswo im Universum passiert ist, passiert und passieren wird. Im Gegenteil, der Nachweis von Leben außerhalb und unabhängig der Erde würde der Theorie einer chemischen Evolution sehr entgegenkommen. Immerhin beschäftigen sich Naturwissenschaften nun mal mit Vorgängen, die jederzeit reproduzierbar sind – und nicht einmalig oder höchstgradig unwahrscheinlich. Eine belebte Erde inmitten steriler, lebensfeindlicher Weiten des Universums wäre in etwa wie ein Experiment, dass nur ein einziges Mal irgendwann 1972 in einem einsamen Labor irgendwo in Aserbaidschan geglückt ist – und sonst nie wieder. Nur eine weitere Reproduktion würde dem Experiment Leben den anrüchigen Status des Skurrilen nehmen.*

Wie sieht es aber aus, wenn man oben genannte Voraussetzung nicht als selbstverständlich und für alle Zeiten unangreifbar ansieht? Prinzipiell könnte man das Motto 'Was einmal auf der Erde passieren konnte, muss auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten passiert sein' ohne weiteres auch auf das Intelligent-Design-Paradigma übertragen – Was einmal auf der Erde designt wurde, könnte auch woanders designt worden sein.

Andererseits wäre Einmaligkeit jedoch ein sehr starkes Design-Signal, vor allem in Kontrast zu einer Vielzahl von Möglichkeiten. Ein verliebter Jugendlicher in einem Wald beispielsweise, der seine Liebe in Form eines in Baumrinde geschnitzten Herzens mit Initialen von sich und seiner Angebeteten signalisieren möchte, wird dies im Normalfall nur an einem Baum tun. Allerdings wahrscheinlich eher aus ökonomischen Gründen, immerhin wäre ein Beschnitzen aller Bäume des Waldes ein enormer Aufwand. Für seine Mitmenschen würde ein Herz an allen Bäumen des Waldes vielleicht die Intensität des Signalisierten verstärken, sich allerdings nicht auf das Erkennen des Signals an sich auswirken.

Anders wäre der Fall, wenn unser Jugendlicher der letzte Mensch auf der Erde wäre. Er könnte seine Botschaft höchstens noch irgendwelchen außerirdischen Wesen signalisieren, die vielleicht mal mit ihrem Ufo in dem Wald landen. Eine Schnitzerei an jedem Baum des Waldes könnte dann jedoch bei diesen Aliens, die menschliche Zeichen wie Herzen und Buchstaben nicht kennen, den Eindruck erwecken, dass eine solche Schnitzerei ein ganz natürlicher Teil eines irdischen Baumes sei – so wie Blätter und Äste. Je mehr Bäume eine solche Schnitzerei hätten, umso stärker wäre dieser Eindruck.

Hätte der gesamte Wald nur noch einen einzigen gesunden Baum mit grünen Blättern, während alle anderen Bäume verdorrt wären, und hätte der Jugendliche sein Herz in genau diesen Baum geritzt, könnte die Schlussfolgerung der E.T.´s dieselbe sein – Irdische Bäume haben, wenn sie viele Äste und grüne Blätter haben, natürlicherweise auch solche Linien in der Rinde.

Das stärkste Design-Signal ist vorhanden, wenn nur ein einziger Baum des Waldes die Schnitzerei hat, und wenn alle anderen Bäume diesem Baum bis auf die Schnitzerei gleichen. So betrachtet stellt die Entdeckung vieler erdähnlicher Planeten im All an sich keine Herausforderung des ID-Paradigmas dar, möglicherweise sogar eher das Gegenteil. Erst wenn man nicht selbstverständlich voraussetzt, dass erdähnliche Planeten automatisch erdähnliches Leben tragen könnten, und das Leben auf dem entsprechenden Planeten unabhängig von dessen vorausgesetzten Bedingungen nachweist, wäre das Design-Signal des Lebens auf der Erde ernsthaft in Frage gestellt.**

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* Ein Sonderfall wäre hier der Nachweis von Lebewesen auf der Erde, die sich stark von allen bisher bekannten Lebewesen unterscheiden und unter evolutionistischer Voraussetzung für eine zweite, unabhängige chemische Evolution sprechen würden.

** Das gilt nicht, wenn man von einem Design via Naturgesetze ausgeht. Da die Herkunft der Naturgesetze offensichtlich aber so oder so erfolgreich ignoriert werden kann, wäre ein solches Design schwieriger zu erkennen und plausibel zu machen.