Freitag, 24. Dezember 2010

Scheinheilige Nacht

Morgen vor etwas über 2000 Jahren soll Jesus Christus geboren sein. Man muss allerdings nicht lange suchen, um herauszufinden, wie zweifelhaft das ist. Bei wikipedia heißt es dazu: "Das Geburtsdatum Jesu wird im Neuen Testament nicht genannt und war den Urchristen unbekannt, die sich für die Todestage, nicht aber für die Geburtstage ihrer Märtyrer interessierten. Doch bereits im 2. Jahrhundert ist ein wachsendes Interesse daran feststellbar." Für jemandem, der sich an eben jenen Urchristen orientieren will, sollte wohl schon allein deshalb Vorsicht gelten.

Die Gründe für die spätere Festlegung auf den 25. Dezember sind nicht eindeutig. Am wahrscheinlichsten ist, dass das Datum auf die römischen Feiern zur Wintersonnenwende zurückgeht. In der Ecyclopedia of Religion liest man dazu: "Mit der Zeit hat das Fest der Geburt Christi alle anderen Sonnenwendriten entweder absorbiert oder verdrängt. Der auferstandene Christus (auch als Sol invictus bezeichnet) wurde immer öfter durch Sonnenbildnisse dargestellt, und die frühere Sonnenscheibe ... wurde zum christlichen Heiligenschein." Wikipedia: "Allerdings ist in der Geschichte des Christentums die Methode nicht ungewöhnlich, das Heidentum zu überwinden, indem dessen Feste umfunktioniert wurden. Im Falle der Umfunktionierung des Sol-invictus-Festes wurde der tiefen Sehnsucht der Menschen auf der Nordhalbkugel der Erde, dass die Dunkelheit des Dezembers überwunden werden möge, eine christliche Form gegeben."

Das Absorbieren anderer Kulturen erinnert mich immer etwas an die Borg im Star-Trek-Universum, die ebenfalls das Beste der Welten übernahmen, die sie ins Kollektiv assimilierten.

"Fröhliche Wintersonnenwen... ähm, Weihnachten!"
copyright: memory-alpha.org / Paramount Pictures

Gegen eine Geburt am 25. Dezember spricht auch das Wetter um diese Zeit in der Gegend um Betlehem. In Israel hatten die Schafhirten ihre Herden im November bereits von den Feldern in die Winterquartiere gebracht, weil das Wetter nasskalt wurde. Die Schafhirten verbrachten dann nicht mehr die Nächte mit ihren Schafen auf den Feldern, wie es im Lukas-Evangelium zu lesen ist.

Seltsam ist in dem Zusammenhang auch die positive Konnotion der Astrologen/Magier, die einem Stern folgten, der sie allerdings erst nach Jerusalem führte und dort König Herodes auf die Geburt Jesu aufmerksam machte, was wiederum einen landesweiten Mord an Kindern nach sich zog. Weder wird erwähnt, dass es Könige waren, noch drei an der Zahl. Von Weihnachtsmann und -Baum mal ganz zu schweigen.

Diese eher unchristlichen Wurzeln der verschiedenen Weihnachts-Rituale sind nichts neues. Im Gegenteil, man kann das mittlerweile alljährlich in vielen Zeitungen ausführlich lesen. Umso mehr fragt sich, wieso das die meisten Christen scheinbar nicht interessiert.

Ob Doc Brown mit seinem DeLorean wirklich bei der Geburt Christi gelandet wäre?
copyright: Universal Pictures

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